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Zerstörung tropischer Regenwälder
Holzeinschlag – Tropenholz ist billig
Selektiver Holzeinschlag ist keine Lösung. Tropenhölzer werden auf dem Weltmarkt für viel Geld gehandelt, weil sie dauerhaft haltbar, witterungsbeständig und widerstandsfähig sind. Trotz langer Transportwege um die halbe Welt, sind sie oft billiger als einheimische Hölzer.
Die Zerstörung tropischer Regenwälder folgt häufig demselben, verheerenden Muster: Straßen, Holz, Vieh und Soja. Straßen werden in den Wald getrieben und öffnen den Wald. Dann schlagen Holzfäller die wertvollen Tropenhölzer, wie zum Beispiel Mahagoni. Kleinbauern beanspruchen das Land und roden die restlichen, weniger wertvollen Bäume für kleinbäuerliche Landwirtschaft. Innerhalb weniger Jahre erschöpfen die starken Regenfälle und Erosion den Boden, weshalb die Ernteerträge sinken. Die Kleinbauern wandeln dann das degradierte Land in Viehweiden um und roden noch mehr Wald für Landwirtschaft. Schließlich überlassen die Kleinbauern das Land, freiwillig oder unfreiwillig, den Großgrundbesitzern für die Viehzucht und den Sojaanbau.
Der Holzeinschlag für die Gewinnung von Tropenhölzern ist primär für weniger als 10% der Flächenverluste in tropischen Regenwäldern verantwortlich. Bei der Entwaldung wird ein Regenwald vollständig abgeholzt und in eine andere Nutzungsform umgewandelt, zum Beispiel in Viehweiden oder Sojafelder. Das ist was normalerweise nicht der Fall ist, wenn Holzfäller selektiv wertvolle Bäume aus dem Wald entnehmen, den Rest stehen lassen und der Wald anschließend nicht vollständig gerodet wird. Dieser selektive Holzeinschlag ist keine Lösung, weil er mit enormen Kollateralschäden für den Wald verbunden ist.
Selektiver Holzeinschlag
Selektiver Holzeinschlag bedeutet, dass nur einzelne wertvolle Bäume aus einem Wald entnommen werden. Diese Art der Holznutzung klingt im ersten Moment wenig dramatisch, weil zumindest der Rest des Waldes dann stehen bleibt. So einfach ist es aber nicht. Der selektive Holzeinschlag schädigt die Umgebung der gefällten Bäume ganz beträchtlich. Straßen müssen gebaut werden, Lastwagen und Großgeräte, wie Raupen und Bagger, müssen in den Wald um Zugang zu den Bäumen zu erhalten und um das Holz abtransportieren zu können. Außerdem reißt ein fallender Baum Dutzende Bäume, Lianen und Palmen in seiner Umgebung mit in den Tod. Zusätzlich wird das geschlossene Kronendach aufgerissen, das unzählige Tier- und Pflanzenarten beherbergt und schützt. Es schützt auch den Urwaldboden vor Austrocknung, was die Bodenerosion verlangsamt.
In Brasilien wird das Fällen von Mahagonibäumen offiziell mit Gefängnis bestraft. Trotzdem werden die Bäume illegal gefällt, zu groß ist die Aussicht auf Profit. Für einen gefällten Mahagonibaum erhält der Holzfäller etwa 1.000 Euro, während mit dem Edelholz auf dem Weltmarkt Millionen Euro verdient werden.
Verwendung von Tropenholz
Tropenhölzer werden verwendet für Parkettböden, Gartenmöbel, Bauholz, Holzkohle, Sperrholzplatten, Fenster aus Mahagoni, Sapelli oder Meranti und Türen aus Limba, Lärmschutzwände an Autobahnen oder Betonverschalungen im Straßenbau (oft nur zum Einmalgebrauch). Auch für 40 Milliarden Einmal-Essstäbchen werden die tropischen Regenwälder zerstört, und viele Särge werden aus Tropenholz hergestellt.
Brennholz
Brennholz und Holzkohle sind eine wichtige Energiequelle, insbesondere in den ländlichen Regionen von wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern. Die Welternährungsorganisation (FAO) hat berechnet, dass im Jahr 2015 ungefähr die Hälfte des weltweit gewonnenen Holzes als Brennholz verfeuert wurde, was 1,86 Milliarden Kubikmetern entspricht.
Tropenholz ist billig
Wegen der langen Transportwege müssten Tropenhölzer viel teurer sein als heimisches Holz. Sie sind es aber nicht. Die edlen Tropenhölzer werden geschlagen, doch eine teure Wiederaufforstung ersparen sich die Hölzfäller und -firmen. Ein Großteil der tropischen Regenwälder wird zum Nulltarif ausgeraubt. Da die Schäden an der Natur nicht bezahlt werden müssen, sind tropische Hölzer billiger als heimische Hölzer, obwohl sie um die halbe Erde zu uns transportiert werden.
An der Rodung der Regenwälder lässt sich mehrfach Geld verdienen. Zunächst wird am wertvollen Tropenholz verdient, das sich noch immer gut verkaufen lässt. Deutschland hat im Jahr 2006 rund 420.000 Kubikmeter tropisches Holz importiert. Dann wird mit den weniger teuren Tropenhölzern Geld verdient, die an die Holz-, Papier- und Zellstoffindustrien geliefert werden. Dort werden sie häufig zu Sperrholz und Papier verarbeitet. Zuletzt wird Geld mit dem gerodeten Land verdient. Für die Wiederaufforstung von gerodetem Land, die von Forstgesetzen in vielen Ländern vorgeschrieben ist, kann Geld aus sogenannten Wiederaufforstungsfonds beantragt werden. Und wieder klingelt die Kasse.
Die neue EU-Entwaldungsverordnung
Die Europäische Kommission hat am 17. November 2021 eine Gesetzesinitiative vorgelegt, um die Abholzung tropischer Regenwälder zu reduzieren. Die sogenannte EU-Entwaldungsverordnung Nr. 2021/0366/COD ist Teil eines umfassenden Aktionsplans zur Bekämpfung der von der Europäischen Union (EU) global verursachten Entwaldung und Waldschädigung, die in tropischen und subtropischen Regionen besonders akut ist. Mit der neuen Verordnung wird die EU-Holzhandelsverordnung Nr. 995/2010 aufgehoben, die das Inverkehrbringen von illegal geschlagenem Holz auf den EU-Markt und die Vermarktung von Holz und Holzprodukten in der EU festlegt.
Die EU ist einer der größten Importeure von Rohstoffen und Waren, für deren Herstellung tropische Regenwälder zerstört werden. Tropische Regenwälder werden hauptsächlich für die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen zerstört, die für die Herstellung von Rohstoffen und Waren wie Palmöl, Rinder, Soja, Kaffee, Kakao, Holz und Kautschuk genutzt werden. Das heißt, für viele Produkte in europäischen Supermärkten werden tropische Regenwälder zerstört. Die EU-Entwaldungsverordnung soll sicherstellen, dass nur entwaldungsfreie und mit den Gesetzen (des Ursprungslands) im Einklang stehende Produkte auf den EU-Markt gebracht werden dürfen, das heißt, die Lieferketten müssen „entwaldungsfrei“ sein. Sie gilt für sechs Erzeugnisse – Soja, Rindfleisch, Palmöl, Holz, Kakao und Kaffee (nicht jedoch Kautschuk) – sowie bestimmte daraus hergestellte Produkte wie Leder, Schokolade und Möbel.
Neu ist: Die neue Verordnung beschränkt sich nicht auf illegale Entwaldungen, sondern zielt auf jegliche Art von Entwaldungen, seien sie legal oder illegal. Mit früheren Gesetzen, wie der EU-Holzhandelsverordnung, wurde nur versucht, gegen die illegale Entwaldung vorzugehen. Mit der Ausrichtung der neuen Verordnung auf illegale Entwaldungen, befindet sich die EU mit den USA und Großbritannien auf einer Linie, die beide strengere Gesetze erwägen.
Die Ziele der neuen Verordnung sind ehrgeizig. So soll der internationale Fußabdruck der EU auf die tropischen Regenwälder verringert und die weltweiten Treibhausgasemissionen um mindestens 32 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden. Zudem würden sich die Regeln der neuen Verordnung positiv auf die Artenvielfalt und Biodiversität auswirken und nachhaltige Produktions- und Konsummuster fördern. Allerdings sind andere Ökosysteme wie Wiesen, Feuchtgebiete oder Savannen von der neuen Verordnung ausgenommen.
Die EU-Entwaldungsverordnung wird Anfang 2023 in Kraft treten, nachdem das EU-Parlament und der Rat im Dezember 2022 zugestimmt haben. Sobald die neue Verordnung in Kraft ist, haben Unternehmer und Händler 18 Monate Zeit, um die neuen Vorschriften umzusetzen. Das heißt, immer wenn die oben genannten Rohstoffe und Waren in die EU importiert werden, müssen Unternehmer und Händler eine Sorgfaltserklärung abgeben, in der bestätigt wird, dass für diese keine tropischen Regenwälder zerstört wurden.
Forschung
- F. Seymour & N.L. Harris: Reducing tropical deforestation. Science, 2019.
www-Tipps
- Forest Product Statistics. FAO, 2018.
- EU Timber Regulation: First two years show progress, but more effort needed from Member States and private sector. European Commission, 2016.
- EU review finds European governments failing in fight against multi-billion euro trade in illegal wood. Global Witness, 2016.
Presse
- Teakholz füllt die Kassen der Militärjunta, Tagesschau, 02.03.2023.
- Wie die Coronavirus-Pandemie mit der Zerstörung von Tier- und Pflanzenwelt zusammenhängt, Deutsche Welle, 14.04.2020.
- Neues Verfahren: Forscher spüren seltene Tropenhölzer in Grillkohle auf, Spiegel Online, 21.07.2016.
- EU versagt gegen kriminelle Holzhändler, Süddeutsche Online, 17.02.2016.
- Grüne Geschäfte, Zeit Online, 04.10.2012
- EU-Schlagbaum gegen illegales Holz, TAZ Online, 12.10.2010.
- Den Regenwald retten – mit satter Rendite, Zeit Online, 30.03.2010.
- Bilder einer sterbenden Welt, Spiegel Online, 17.09.2009.
- „Gebraucht wird Rosenholz“ – die Holzmafia auf Madagaskar, TAZ Online, 11.06.2009.
- Gefährdete Tiere im Topf, Süddeutsche Zeitung, 16.09.2008.
- Verzichten Sie auf Souvenirs aus Tropenholz, Welt Online, 29.05.2008.
- Affenfleisch wird weiterhin gegessen, NZZ, 17.10.2007.
- Holzfirma kauft Regenwald für ein paar Päckchen Zucker, Spiegel Online, 11.04.2007.
- Angriff auf das grüne Herz Afrikas, Frankfurter Rundschau, 11.04.2007.