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Zerstörung tropischer Regenwälder
Geschichte der Regenwaldzerstörung
Die Geschichte der Regenwaldzerstörung in Amazonien ist geprägt von einem grausamen Eroberungsfeldzug der Europäer gegen die indigenen Gemeinschaften. Die einzigartigen Ressourcen Amazoniens wecken auch heute noch die Gier anderer Industrienationen auf der ganzen Welt.
Im 15. Jahrhundert gab es noch keinen westlichen Seeweg von Europa nach China, Indien und zu den Gold- und Gewürzinseln Asiens. Der italienische Seefahrer Christoph Kolumbus war davon besessen, diesen Seeweg zu finden. Mit drei Schiffen (Santa Maria, Pinta und Nina), machte er sich im Auftrag der spanischen Krone im August 1492 auf den Weg über den Atlantik. Kolumbus unterschätzte jedoch die Größe der Erde. In seinen Berechnungen lag Ostasien in etwa dort, wo heute Nordamerika auf dem Globus zu finden ist. Von der Existenz des Pazifik konnte er damals noch nicht wissen.
Die Entdeckung Südamerikas
Die Expedition erreichte im Oktober desselben Jahres Land. Kolumbus hatte San Salvador und die Inselgruppe der Bahamas entdeckt und etwas später die Karibikinsel Kuba. Kolumbus selbst glaubte, mit Kuba das indische Festland entdeckt zu haben. Deswegen nannte er alle Einwohner der Inseln „Indianer“. Im Dezember entdeckte er schließlich Hispaniola, das er für Japan hielt. Den südamerikanischen Kontinent entdeckte Kolumbus erst auf seiner dritten Expedition im Jahr 1498 – die „Neue Welt“ war entdeckt. Die Entdeckung der Neuen Welt machte Spanien zu einer der reichsten und mächtigsten Nationen der damaligen Zeit. Gleichzeitig begann ein blutiger Feldzug der Europäer gegen die indigene Bevölkerung Mittel- und Südamerikas. Kolumbus starb im Jahr 1506 und glaubte bis zu seinem Tod immer noch daran, einen neuen Seeweg nach Ostasien entdeckt zu haben.
In den folgenden 80 Jahren verloren die Europäer vorübergehend das Interesse an der Erschließung Amazoniens. Die Portugiesen gründeten im Jahr 1669 an der Mündung des Rio Negro Manaus, das heute die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaats Amazonas ist. Auf ihrem grausamen Eroberungsfeldzug im unteren Amazonas wurde die indigenen Gemeinschaften gnadenlos niedergemetzelt oder verschleppt und zur Sklavenarbeit auf den Plantagen der Kolonialmacht im Nordosten des Landes gezwungen.
Goldrausch und Kautschuk-Boom
Mit dem indigenen Genozid begann die wirtschaftliche Ausbeutung Amazoniens. Die frühen Siedler handelten mit Gewürzen, Heilkräutern, Früchten, Pelzen und Holz. Etwas später begann der Goldrausch und Gold- und Diamantensucher drangen immer tiefer in das Hinterland des Amazonas vor. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in Amazonien mit der Landwirtschaft begonnen. Für den Export bestimmter Kaffee, Reis und Baumwolle wurden großflächig in Plantagen angebaut.
Im selben Jahrhundert wurde der Kautschuk entdeckt, und es begann der rasante Aufstieg des weißen Milchsafts von Hevea brasiliensis. Die Europäer erkannten schnell das Potenzial von Kautschuk, aus dem Gummireifen für Autoindustrie hergestellt werden. Das war der Beginn des Kautschuk-Booms. Anfangs wurde Naturkautschuk aus den tropischen Regenwäldern Brasiliens und Zentralafrikas verwendet, der sogenannte Sammelkautschuk. Doch im Jahr 1912 endete der Kautschuk-Boom in Brasilien abrupt. Es gelang einem Engländer die Samen von Hevea brasiliensis heranzuziehen und in Asien in Plantagen anzupflanzen. Der asiatische Plantagenkautschuk verdrängte zusehends den brasilianischen Sammelkautschuk auf dem Weltmarkt.
Industrialisierung
Mit Beginn der Industrialisierung Anfang des 20. Jahrhunderts erhöhte sich der Druck auf die tropischen Regenwälder am Amazonas, und es begann deren massive Zerstörung. Amerikanische Großkonzerne begannen in den 1920er-Jahren mit der Suche nach Erdöl und Bodenschätzen. Zeitgleich wurden die industrielle Agrar- und Weidewirtschaft, Siedlungs- und Straßenbau sowie der Abbau von Bodenschätzen in rasanter Geschwindigkeit vorangetrieben.
Der Startschuss für die großindustrielle Ausbeutung Amazoniens fiel 1967, als umfangreiche Eisenerzvorkommen im Carajás-Gebirge (Serra dos Carajás) im Nordosten Brasiliens im brasilianischen Bundesstaat Para entdeckt wurden. Wie sich binnen kurzer Zeit herausstellte, handelt es sich bis heute um die größten Eisenerzlager der Welt. Auf einem riesigen Gebiet werden seither Bodenschätze wie zum Beispiel Eisenerz, Chrom, Mangan, Nickel und Bauxit abgebaut.
Die brasilianische Regierung hat ab den 1970er-Jahren ehrgeizige Straßenbau- und Siedlungsprogramme zur wirtschaftlichen Entwicklung Amazoniens aufgelegt, zum Beispiel POLAMAZONIA (1974) und POLONOROESTE (1980). Die Programme dienten folgenden Zwecken:
- Aufbau eines Straßennetzes, dazu gehört die berühmte Transamazônica (BR-230), die sich von Osten nach Westen 4.230 Kilometer durch Amazonien zieht,
- Besiedlung großer Gebiete durch Kleinbauern, die aus dem Süden oder Nordosten des Landes kamen,
- Schaffung steuerlicher Anreize, die es Unternehmen ermöglichten, einen Teil der zu bezahlenden Steuern in Amazonien zu investieren.
Riesige Landflächen wurden von den ausländischen Unternehmen erworben, zuerst im Süden, später dann, mit der Fertigstellung der großen Straßen auch im Norden. Staatlich subventioniert, verwandelte sich Amazonien in eine wahre Goldgrube für ausländische Unternehmen, die wenig Interesse an der einheimischen Wirtschaft und deren Infrastruktur hatten, denn am Abtransport von Rohstoffen.