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Regenwaldzerstörung
Palmöl – das grüne Erdöl
Palmöl ist in vielen Produkten des täglichen Lebens zu finden. Die Verarbeitung von Palmöl zu Agrartreibstoffen (Biodiesel) ist umstritten, weil für die Ölpalmen tropische Regenwälder gerodet werden.
In den 1990er Jahren wurde Palmöl, das Öl der Ölpalmen, noch hauptsächlich von der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie abgenommen, wo es bis heute ein wichtiger Grundstoff für Margarine, Frittierfett, Schokolade, Tiefkühlpizza, Waschmittel und Kosmetikprodukte ist. Im Supermarkt enthält heute fast jedes zweite angebotene Produkt das billige Öl. Die Ölpalme (Elaeis guineensis) stammt ursprünglich aus Afrika. Die fetthaltigen Früchte der Ölpalme werden für die Gewinnung des Öls aufgearbeitet, das viele gesättigte Fettsäuren enthält.
Doch seit dem Boom der Agrartreibstoffe ist die Nachfrage nach Palmöl regelrecht explodiert. Innerhalb der letzten 10 Jahre verdoppelte sich der Palmölverbrauch weltweit auf 30 Millionen Tonnen. Palmöl fließt immer öfter in unsere Autotanks und beschleunigt dadurch die Zerstörung der tropischen Regenwälder. Zusätzlich wird der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß massiv erhöht.
Herkunft des Palmöls
Die Ölpalme gedeiht am besten in tropischem Klima. Noch kommen mehr als drei Viertel des global produzierten Palmöls aus den südostasiatischen Ländern Indonesien und Malaysia. Im Jahr 2015 haben Indonesien und Malaysia 33 Millionen bzw. 20,5 Millionen Tonnen Palmöl (IndexMundi, 2016) produziert. In Indonesien wurde im Jahr 2019 wieder mehr Brandrodung tropischer Regenwälder betrieben, als in den Jahren zuvor. In Kalimantan auf Borneo und auf Sumatra waren im September 2019 ganze Regionen in eine dichte, schädliche Rauchwolke gehüllt. Nachrichten zufolge hatten deswegen viele Schulen geschlossen und mehrere Flughäfen haben Flüge storniert oder umgeleitet.
Doch Südamerika holt auf. In Kolumbien wird sehr viel Regenwald für den Anbau von Ölpalmen vernichtet. Kolumbien hat im selben Jahr etwas mehr als eine Million Tonnen Palmöl produziert. Hinter Indonesien, Malaysia und Thailand (2,2 Millionen Tonnen im Jahr 2015) steht Kolumbien damit bereits auf Rang vier der Palmöl-produzierenden Länder.
Mehr und mehr rückt Amazonien in den Blickpunkt der Palmölindustrie. Fast die Hälfte Amazoniens ist für den Anbau von Ölpalmen geeignet, womit Brasilien über die größten Landflächen für das Geschäft mit Palmöl verfügt. Der brasilianische Senator Flexa Ribeiro drückt es so aus: „Palmöl ist unser grünes Erdöl“. Land ist billig in Amazonien, billiger als in Südostasien – das weckt die Begehrlichkeiten der Palmölindustrie. Von 2002 bis 2015 ist die jährliche Palmölproduktion in Brasilien von 120.000 auf 340.000 Tonnen (IndexMundi, 2016) gestiegen. Brasilien steht schon auf Rang zwölf der Palmöl-produzierenden Länder.
Große Flächen werden zu Ölpalmenplantagen
Die Anbaufläche für Ölpalmen in Indonesien wurde in den letzten 30 Jahren kontinuierlich vergrößert und zwar von 2.300 Quadratkilometern im Jahr 1981 auf knapp 93.000 Quadratkilometer im Jahr 2017, bei einer jährlichen Wachstumsrate von zuletzt 5 Prozent – Tendenz steigend. Anträge auf die Umwandlung weiterer 200.000 Quadratkilometer sind gestellt: Diese Fläche entspricht in etwa der Fläche der noch unberührten Regenwälder Indonesiens oder fünfmal der Fläche der Schweiz.
Abnehmer des Palmöls
Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas ist eng mit dem Palmöl-Boom verknüpft, denn das Land benötigt enorm viele Rohstoffe und viel Energie. Doch auch die westlichen Industrienationen brauchen Palmöl.
Der Boom der Agrartreibstoffe ist nicht so ökologisch, wie die Vorsilbe „Bio“ suggeriert. Die EU-Umweltminister haben Anfang März 2007 beschlossen, den Anteil der Agrarkraftstoffe in Benzin und Diesel bis zum Jahr 2020 auf zehn Prozent zu erhöhen. Doch unsere heimischen Anbauflächen reichen nicht aus, um diese zehn Prozent Agrarkraftstoffe allein aus Rapsöl herzustellen.
Deswegen wird Palmöl aus Südost-Asien verwendet. Und für die Ölpalmen müssen riesige Flächen tropischen Regenwalds in Indonesien und Malaysia gerodet werden. Agrardiesel – eine umweltfreundliche und kostengünstige Alternative? Sicherlich nicht. Europa ist durch die Agrardiesel-Förderung zu einem großen Importeur für Palmöl geworden.
Dieser Öko-Aktivismus ist wenig sinnvoll. Denn ein Hektar tropischer Regenwald speichert etwa 300 Tonnen Kohlenstoff, ein Hektar Palmölplantage weniger als 40 Tonnen. Der Wald nützt dem Klima weitaus mehr. Dennoch wird immer noch Regenwald gerodet, um Palmen für die Agrardieselproduktion anzupflanzen. Hinzu kommt, dass der Palmölschrot (die Schalen der Ölpalmenfrüchte) in den europäischen Massentierhaltungen landet, wo er als Ersatz für das mittlerweile verbotene Tiermehl verwendet wird.

www-Tipps
- Auf der Ölspur – Berechnungen zu einer palmölfreieren Welt (pdf-Format), WWF, 2016.
- Good Soaps – Reinigungsprodukte ohne Palmöl.
- Procter & Gambles schmutziges Geheimnis. Zusammenfassung des Greenpeace-Reports „P&G’s Dirty Secret“, 2014.
- Auswirkungen der Palmöl-Produktion auf die abiotischen und biotischen Ressourcen tropischer Länder. Bachelorarbeit von Judith Friederike Boveland, 2010.
- FAOSTAT – erstellen Sie sich Ihre eigenen Statistiken und Grafiken mit Hilfe der Datenbank der FAO.
- Eine Liste von Produkten ohne Palmöl auf umweltblick.de.
Forschung
- T. Guillaume et al.: Carbon costs and benefits of Indonesian rainforest conversion to plantations. Nature Communications, 2017.
Presse
- Indonesien auf dem (Ab-)Holzweg, Spiegel Online, 02.09.2019.
- Die Opfer des Palmöl-Booms, Süddeutsche Online, 22.04.2018.
- Malaysia droht EU mit Klage vor Welthandelsorganisation, Spiegel Online, 18.01.2018.
- Kauft wieder Palmöl! Im Ernst? Zeit Online, 30.08.2016.
- Biokraftstoffe: Europa giert nach Palmöl, Spiegel Online, 31.05.2016.
- Verbrannte Erde, FAZ Online, 05.04.2016.
- In diesen Produkten steckt billiges Palmöl, Welt Online, 03.12.2015.
- Todbringende Ölpalmen, Süddeutsche Online, 11.07.2014.
- Greenpeace wirft Procter & Gamble Zerstörung von Regenwäldern vor, Spiegel Online, 26.02.2014.
- Palmöl-Produktion: Erbgut-Entschlüsselung soll Erträge steigern, Spiegel Online, 25.07.2013.
- Regenwald-Rodungen für den Supermarkt, Süddeutsche Online, 06.09.2012.
- Palmöl für die Welt, FAZ Online, 03.08.2011.
- Lebensmittelkonzern kündigt Vertrag mit Sinar Mas, Focus Online, 18.03.2010.
- Ladenhüter Faires Öl, TAZ Online, 16.11.2009.
- Ökologische Wüsten statt Dschungel, Süddeutsche Zeitung Online, 24.08.2009.
- Das Wohlfühl-Zertifikat, Süddeutsche Zeitung Online, 22.11.2008.
- Tank oder intakte Natur, Focus Online, 02.09.2008.
- Wissenschaftler warnen vor Biosprit, Spiegel Online, 31.03.2008.
- Die Tagesschau über Palmöl und Klimakonferenz, 13.12.2007 (Video).
- Die Denker des Dschungels, Stern Online, 21.10.2007.
- Ökostrom – ein Klimakiller? Neue Zürcher Zeitung Online, 02.04.2007.
- Europa bringt Malayen auf die Palme, Handelsblatt Online, 26.06.2007.
- Ablasshandel auch für Pflanzendiesel, TAZ Online, 13.06.2007.