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Tropische Regenwälder schützen
Regenwaldschutz – jeder ist gefragt!
Es ist noch nicht zu spät, die einzigartigen tropischen Regenwälder können bewahrt werden. Dabei kann jeder etwas zu ihrem Erhalt beitragen. Das ist auf mehreren Ebenen möglich, angefangen vom Handeln im eigenen Wirkungskreis bis hin zu politischem Engagement.
Häufig ist in den Medien zu lesen und zu hören, dass die tropischen Regenwälder unwiederbringlich verloren seien. Tatsächlich aber haben es Länder wie Indonesien und Brasilien geschafft, die Entwaldung in den vergangenen Jahren zu verlangsamen. Beide Länder hatten in der Vergangenheit enorme Regenwaldverluste zu beklagen. Wenn diese Länder es schaffen, ihre Regenwälder besser zu schützen, besteht Hoffunung, dass die Regenwälder als Ganzes bewahrt werden können. Hoffnung bedeutet, aktiv zu werden für eine bessere Welt. Dies erfordert ein Umdenken in der Politik der Länder, die über tropische Regenwälder verfügen und insbesondere in den Ländern, die mit Regenwaldzerstörung in Verbindung stehende Produkte konsumieren – und dazu gehören auch Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Bildung ist der Schlüssel
Der Biologe Edward O. Wilson glaubt, dass Bildung der beste Weg sei, die Vielfalt und die tropischen Regenwälder zu retten. Der Mensch habe beim Schutz der Umwelt versagt und erkenne langsam die Notwendigkeit gegenzusteuern – mit Vernunft und der Hilfe der Wissenschaft. Der israelische Diplomat Abba Eban formulierte es so: „Die Geschichte lehrt uns, dass sich Menschen und Nationen klug verhalten, wenn sie alle anderen Alternativen ausgeschöpft haben.“
Der eigene Wirkungskreis
In seinem eigenen Wirkungskreis kann fast jeder ohne großen Aufwand etwas zum Regenwaldschutz beitragen, denn Regenwaldschutz beginnt im Alltag. Viele Landwirte füttern ihre Tiere heute schon nicht mehr mit Sojabohnen aus Brasilien sondern mit alternativen, einheimischen Futtermitteln. Das Fleisch ist dann zwar teurer, doch kann gleich die Frage gestellt werden, ob generell weniger und qualitativ besseres Fleisch nicht besser wäre. Ohne großen Verlust an Lebensqualität würden folgende Punkte schon viel Gutes bewirken:
- Veggie Day – einfach mal weniger Fleisch essen;
- fairen Handel unterstützen – Handel statt Hilfe;
- Recyclingpapier verwenden – Toilettenpapier muss nicht aus Frischfaserpapier sein;
- kein Tropenholz verwenden – die Gartenliege muss nicht aus Tropenholz sein;
- E10-Benzin meiden – Regenwaldschutz an der Tankstelle;
- Rohstoffe sparen – es muss nicht jedes Jahr ein neues Smartphone sein.
Das sind nur Beispiele für einen verantwortungsbewussten und nachhaltigen Konsum, den sich in Deutschland viele Menschen leisten können. Es ist sehr erfreulich, dass viele Menschen sich bereits dafür entschieden haben. Deswegen steigt die Zahl der Konsumgüter mit dem FSC-Siegel, dem Blauen Engel oder dem Fairtrade-Siegel auf der Packung. Und immer mehr Produkte werden heute mit dem Hinweis „vegetarisch“ und „vegan“ gekennzeichnet.
Die Summe vieler Wirkungskreise – wirtschaftlicher Druck
Wenn viele Menschen sich in ihren Wirkungskreisen für nachhaltigen Konsum entscheiden, erzeugt die Summe dieser Wirkungskreise einen enormen Druck. Wirtschaftlicher Druck ist möglicherweise die beste Handhabe, um Regierungen dazu zu bewegen, die Brandrodung tropischer Regenwälder zu verringern.
Die Agrarindustrie in Brasilien wird von großen, ausländischen Investmentfirmen finanziert. Sagenhafte zwei Billionen Euro haben Investmentfirmen in Unternehmen der brasilianischen Wirtschaft investiert, wodurch sie einen enormen Druck auf die brasilianische Regierung ausüben können. Diese Investmentfirmen wollen nicht mit den Brandrodungen am Amazonas in Verbindung gebracht werden und fürchten um ihr Geschäft, sollten diese unvermindert weitergehen. Es geht also um Geld, viel Geld.
Im Juni 2020 haben sieben große europäische Investmentfirmen mitgeteilt, dass sie sich von brasilianischen Rindfleischerzeugern, Getreidehändlern und Staatsanleihen trennen würden, wenn die Brandrodungen am Amazonas nicht verringert würden. Dieser wirtschaftliche Druck hat Wirkung gezeigt, denn ein ursprünglich von Bolsonaro vorgeschlagener Gesetzentwurf, der die Brandrodungen beschleunigt hätte, wurde im Mai 2020 nicht verabschiedet und auf unbestimmte Zeit verschoben. In dem Gesetzentwurf ging es darum, Eigentumsrechte für unrechtmäßig besiedeltes öffentliches Land zu vergeben. Nach der anhaltenden Kritik, hat die brasilianische Regierung im Juli 2020 verkündet, die Brandrodungen künftig auf ein „akzeptables Minimum“ reduzieren zu wollen.
Das heißt, dass über verantwortungsbewussten und nachhaltigen Konsum vieler einzelner Wirkungskreise der Druck auf die brasilianische Regierung so stark erhöht wurde, dass ein Umdenken in der Regierung stattgefunden hat. Zudem müssen Unternehmen auf eine abholzungsfreie Lieferkette drängen und diese auch streng umsetzen. Das ist wahrscheinlich der effektivste Weg die tropischen Regenwälder in Brasilien zu schützen – die Wirksamkeit hängt letztlich von den Verbrauchern ab.
Prinzip Hoffnung
„Ich als einzelner kann doch sowieso nichts ändern an den Missständen dieser Welt. Wie soll ich denn den Regenwald retten?“ Wer das glaubt, darf sich nicht wundern wenn sich tatsächlich nichts ändert. Martin Luther formulierte das Prinzip Hoffnung einst treffend: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“
Unterstützen von Umweltschutzorganisationen
Unterstützen Sie Menschen und Organisationen, die sich dem Schutz der tropischen Regenwälder verschrieben haben. Nur mit Ihrer Unterstützung kann eine Organisation etwas erreichen. Dabei ist passive Hilfe in Form materieller Unterstützung genauso viel wert, wie aktives Arbeiten für die Umwelt, denn ohne finanzielle Basis kann nichts bewirkt werden. Zum Beispiel leistet der Hamburger Regenwaldverein Rettet den Regenwald e.V. hervorragende Arbeit im Regenwaldschutz.
Politik
Ohne die Politik lässt sich die Regenwaldzerstörung langfristig nicht aufhalten. Sie muss Anreize setzen und mit einem soliden Rechtsrahmen das Handeln von Bürgern und Unternehmen in die entsprechende Richtung lenken um Veränderungen voranzutreiben. In Demokratien reagieren Politik und Wirtschaft letztlich auf die Interessen der Bürger – sprich unsere Interessen. Bringen Sie also Ihre Meinung zum Ausdruck. Machen Sie der Politik deutlich, dass Ihnen der Schutz der tropischen Regenwälder am Herzen liegt.
Je mehr Menschen sich für den Schutz der Regenwälder einsetzen und sich die öffentliche Aufmerksamkeit darauf richtet, desto eher wird die Politik darauf reagieren. Dieser Effekt lässt sich sehr gut an der Diskussion über den Klimawandel beobachten. Die global agierende „Fridays for Future“-Bewegung hat in den Jahren 2018/2019 eindrucksvoll bewiesen, dass gesellschaftlicher Druck die politisch Verantwortlichen zum Handeln bewegen kann. Als Reaktion auf die FFF-Demonstrationen wurde im Dezember 2019 in Deutschland das Klimaschutzgesetz in Kraft gesetzt.
Das Klimaschutzgesetz ist sicherlich nicht der größte Sprung – eher ist es der kleinste gemeinsame Nenner, ein Minimalkonsens, der in der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD mehrheitsfähig war. Mehr sei nicht möglich gewesen, hieß es achselzuckend aus den Reihen der verhandelnden Parteien. Dann kam im Jahr 2020 die Corona-Pandemie und hat gezeigt, dass Politik auch sehr schnell gehen kann. In Windeseile wurden von derselben Koalition (!) milliardenschwere Hilfspakete und Gesetze verabschiedet. Der Konsens war maximal groß. Das Argument, Politik könne nicht schnell und umfangreich reagieren, sticht seit der Pandemie nicht mehr – sie kann es eben doch. Insbesondere mit Blick auf den Klimawandel und die Regenwaldzerstörung sollten wir die Politik künftig häufiger daran erinnern.
REDD
Hinter REDD verbirgt sich ein Projekt der UNO um Wälder zu schützen: The United Nations Collaborative Programme on Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation in Developing Countries. Das Prinzip von REDD ist einfach: Entwicklungsländer lassen ihre Wälder stehen und bekommen dafür Geld von den Industrienationen.
Yasuni – Geld für Regenwald
Politische Lösungen sind dann gefordert, wenn es darum geht, Ausgleichszahlungen zu verhandeln, wie das Beispiel Ecuador zeigt. Das arme südamerikanische Land besitzt viel Regenwald im Yasuni-Nationalpark (Amazonastiefland), wo es auch große Ölvorkommen gibt. Für 3,5 Milliarden Dollar in zehn Jahren wäre die ecuadorianische Regierung dazu bereit, „ihren“ Yasuni-Regenwald zu schützen und auf die zerstörerische Ölförderung zu verzichten. Die Ausgleichszahlungen müssten die reichen Industrienationen leisten – also wir. Leider hat es nicht funktioniert.
www-Tipps
- Der Nachhaltige Warenkorb hilft beim umweltbewussten Einkaufen.
- Eine Liste von Produkten ohne Palmöl von Umweltblick.
- Mengenproblematik: Wenn individuelle Entscheidungsfreiheit (scheinbar) mit der Nachhaltigkeit in Konflikt gerät. Umweltbundesamt, 2018.
- REDD: The United Nations Collaborative Programme.
- Im Deutschen Bundestag erreichen Sie auch den Politiker oder die Politikerin Ihres Wahlkreises.
Forschung
- C.A. Nobre: To save Brazil’s rainforest, boost its science. Nature, 2019.
Presse
- Bolsonaro verliert seine reichen Freunde, Zeit Online, 15.07.2020.
- Brasilianische Firmen machen Druck gegen Regenwald-Zerstörung, Spiegel Online, 07.07.2020.
- Brasilien holzt in Krise Amazonas ab – diese Maßnahmen bringen Bolsonaro unter Druck, Focus Online, 19.06.2020.
- Gewinner sind Südamerikas Rinderbarone, Spiegel Online, 07.10.2019.
- Was Sie gegen die Feuer in Brasilien tun können, Spiegel Online, 30.08.2019.
- Das größte Freihandelsprojekt der Welt droht zu scheitern, Spiegel Online, 27.08.2019.
- Wir reichen Sünder, Spiegel Online, 17.06.2018.
- Wir Umweltsünder, Süddeutsche Online, 02.05.2018.
- Ölförderung in Ecuador: Ausverkauf im Paradies, Süddeutsche Online, 17.08.2013.
- Dschungelretter ist der „Held des Waldes“, Süddeutsche Online, 13.02.2013.
- Mögliches Ende einer Klimaschutz-Utopie, Spiegel Online, 17.12.2012.
- Ich pflanz dann mal Bäume in Ecuador, Süddeutsche Online, 26.12.2011.
- Märtyrer für den Regenwald, Süddeutsche Online, 18.06.2011.
- Wir essen den Regenwald, Gießener Zeitung, 10.03.2011.
- Bitte nicht abholzen, Zeit Online, 07.12.2010.
- Berlin blockiert Rettung von Dschungel-Paradies, Spiegel Online, 17.11.2010.
- Ablasshandel im Regenwald, Spiegel Online, 29.06.2009.
- Prinz Charles: Regenwälder mit staatlicher Anleihe retten, Finanznachrichten Online, 25.05.2009.
- Wald- und Klimaschutz in den Tropen, Pressemitteilung der TU München, 17.04.2009.
- Wert des Amazonas-Regenwaldes beziffert, scinexx, 12.02.2009.
- Rettungsversuch in höchster Not, Focus Online, 11.12.2008.
- Norwegen sagt Milliardenspende für Regenwaldschutz zu, Spiegel Online, 17.09.2008.
- Lob für den Sojakönig, Die Wochenzeitung, 10.01.2008.