Pflanzen werden von Tieren gefressen und nicht umgekehrt. Ein wenig fremd und unheimlich mag es deswegen erscheinen, dass es einigen bizarr anmutenden Pflanzen gelungen ist, den evolutionären Spieß umzudrehen – fleischfressende Pflanzen fangen und verdauen Tiere, vorwiegend Insekten. Sie kommen in Lebensräumen vor, in denen Nährstoffe knapp aber Licht und Wasser reichlich vorhanden sind, wie zum Beispiel in Mooren, Heiden oder Sümpfen. Dabei beziehen sie die für Pflanzen lebenswichtigen Nährstoffe Stickstoff und Phosphor nicht aus dem Boden, sondern aus den verdauten Insekten. Klebrige und glitzernde Tentakel, Schnappfallen, glitschige Kannen – die Kreativität der Natur war schier grenzenlos in der Evolution der grünen Raubtiere …
Kategorie: Pflanzenwelt
Die Pflanzenwelt der tropischen Regenwälder
Lianen – Kletterer des Regenwalds
Lianen sind holzige Reben, die ähnlich wie Bäume (und im Gegensatz zu Epiphyten) ihr ganzes Leben lang im Boden verwurzelt bleiben. Lianen nutzen Bäume und andere Lianen um ins Kronendach zum Licht zu klettern. Der Begriff „Liane“ beschreibt das Aussehen und Wachstum einer Pflanze und nicht die Gruppierung in einer Pflanzenfamilie. Deswegen gibt es Lianen in verschiedenen Pflanzenfamilien, wie zum Beispiel den Passionsblumen- (Passifloraceae) oder Aronstabgewächsen (Araceae). Zu den Lianen gehören beispielsweise Rattanpalmen, Philodendron und Strychnos toxifera, aus der das tödliche Gift Strychnin gewonnen wird. Das leichte Holz der Rattanpalmen wird verwendet um Rattan-Möbel herzustellen …
Epiphyten – verborgene Vielfalt im Regenwald
Die einzigartige Vielfalt tropischer Regenwälder findet sich nicht am Urwaldboden. Nur ein Prozent des Sonnenlichts dringt bis hierher vor. Für die meisten Pflanzen ist das zu wenig. Viele Pflanzen haben deshalb ihren Wohnsitz dorthin verlagert, wo es genügend Licht gibt – hoch oben in die Baumkronen. Vom Boden aus lässt sich das Kronendach nur schwer beobachten. Es scheint, als wolle der Regenwald das Geheimnis seiner Vielfalt für sich behalten. Nur wer den beschwerlichen Weg in die Baumkronen geschafft hat, mag die Bedeutung des Kronendachs für die Vielfalt erahnen. Hier tobt das Leben, es wimmelt nur so von Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), das sind Pflanzen die auf Pflanzen wachsen. Das Wort Epiphyt ist zusammengesetzt aus epi (auf) und phyton (Pflanze). Die Trägerpflanze ist der Phorophyt.
Epiphyten tragen erheblich zur Artenvielfalt tropischer Regenwälder bei. Sie leben hauptsächlich in den Baumkronen und können dort bis zu 33 Prozent aller Pflanzenarten ausmachen. In einigen Regenwäldern können Epiphyten 50 Prozent aller Nährstoffe enthalten. Wegen der hohen Verfügbarkeit von Wasser in Form von Regen und Nebel sind Epiphyten in Bergregenwäldern in Höhen zwischen 1.000 und 1.500 Metern am weitesten verbreitet. In einigen Bergregenwäldern der Neotropis machen Epiphyten 40 Prozent der Biomasse aller Pflanzen, Bäume und Sträucher aus …