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Allgemeines über tropische Regenwälder
Regenwald-Typen – Einteilung tropischer Regenwälder
Die immergrünen tropischen Feuchtwälder sind die tropischen Regenwälder im klassischen Sinn. Daneben gibt es noch weitere Regenwald-Typen, wie zum Beispiel Bergregenwälder, tropische Trockenwälder, Überschwemmungs- oder Auenwälder und Mosaikwälder. Primärwälder sind vom Menschen weitgehend unberührte Wälder.
Es gibt zwei Arten von Regenwäldern: tropische und gemäßigte (temperierte). Tropische Regenwälder befinden sich näher am Äquator, wo es warm ist. Gemäßigte Regenwälder finden sich in der Nähe der kühleren Küstenregionen weiter nördlich oder südlich des Äquators.
Regenwälder in den drei großen Regenwaldregionen
Mehr als zwei Drittel der tropischen Regenwälder in den drei großen Regenwaldregionen (Amazonien, Kongo-Becken und Südost-Asien) werden als immergrüne tropische Feuchtwälder eingestuft, das sind die tropischen Regenwälder im klassischen Sinn. Daneben gibt es noch viele weitere Regenwald-Typen, wie zum Beispiel tropische Trockenwälder, Überschwemmungs- oder Auenwälder sowie Mosaikwälder. Laut dem Bericht der FAO aus dem Jahr 2011 (The State of Forests in the Amazon Basin, Congo Basin and Southeast Asia) sind die Regenwald-Typen in den drei großen Regenwaldregionen wie folgt verteilt:
- Immergrüne tropische Feuchtwälder
66% sind immergrüne tropische Feuchtwälder, das sind die klassischen tropischen Regenwälder. Ihr Anteil ist in Amazonien mit 73% am größten. - Mosaikwälder
20% sind Mosaikwälder, die eine Mischung aus Wald und anderem Land (Viehweiden, Plantagen, Straßen, Siedlungen) sind, in dem die Waldstücke zerstückelt und nur schwer zu klassifizieren sind. Mosaikwälder kommen mit 33% am häufigsten in Südost-Asien vor. - Tropische Trockenwälder
9% werden als tropische Trockenwälder klassifiziert. Wegen der ausgeprägten Trockenzeit sind viele Baumarten laubabwerfend und verlieren zu Beginn der Trockenzeit ihre Blätter, um den Wasserverlust zu verringern. Die meisten tropischen Trockenwälder gibt es mit 23% im Kongo-Becken. - Überschwemmungs- oder Auenwälder
5% werden als Überschwemmungs- oder Auenwälder eingestuft. Ihnen werden auch Mangrovenwälder zugeordnet. Auenwälder säumen Seen, Flüsse, Bäche, Sümpfe, Flussmündungen und sind häufig Überschwemmungen ausgesetzt. Sie sind mit 6% am weitesten in Südost-Asien verbreitet.
Einteilung der Regenwald-Typen anhand der Regenmengen
Tropische Regenwälder können anhand der Regenmengen eingeteilt werden. Sinken diese unter 2.000 Millimeter pro Jahr, können sich in der Regel keine immergrünen tropischen Feuchtwälder bilden. Anhand der Anzahl der feuchten Monate im Jahr kann folgende Einteilung vorgenommen werden:
- Immergrüne tropische Feuchtwälder
Mehr als 9½ feuchte Monate pro Jahr. Das sind die klassischen, dauerfeuchten tropischen Regenwälder. Diese Regenwälder sind immergrün, das heißt, es gibt keine Jahreszeit, in der alle Bäume gleichzeitig ihre Blätter abwerfen wie in den gemäßigten Breiten im Winter. Sie kommen vor allem in den inneren Tropen 10° nördlich und südlich des Äquators vor. Hauptverbreitungsgebiete sind mit Amazonien und dem Kongo-Becken zwei der großen Regenwaldregionen der Erde. - Laubwerfende regengrüne Feuchtwälder
9½ bis 7 feuchte Monate pro Jahr. Laubfall tritt meist nur in sehr trockenen Jahren auf. Während normaler Jahre mit 4- bis 5-monatiger Trockenzeit beschränkt sich der Laubfall meist auf die Kronen mancher größerer Bäume (Wasserstress nimmt mit der Baumhöhe zu). Laubwerfende regengrüne Feuchtwälder werden auch als saisonale oder halbimmergrüne Regenwälder bezeichnet. Sie befinden sich typischerweise am Rand von immergrünen tropischen Feuchtwäldern. - Laubwerfende regengrüne Trockenwälder
7 bis 4½ feuchte Monate pro Jahr. Diese, auch saisonaler Trockenwald genannte Vegetationsform, kann entstehen, wenn die Trockenzeit 5 bis 7 Monate dauert. Viele Baumarten werfen ihr Laub zu Beginn der Trockenzeit ab, um den Wasserverlust zu verringern. - Savannen
4½ bis 2 feuchte Monate pro Jahr. Nimmt die Niederschlagsmenge bei gleichzeitig größer werdender Sommerhitze weiterhin ab, kann sich Wald nur noch an gut wasserversorgten Standorten (Flussränder) halten, ansonsten stellt sich die typische Savannenvegetation ein. - Halbwüsten und Wüsten
Weniger als 2 feuchte Monate pro Jahr. Im Bereich der Wendekreise wird die Sommerhitze durch die absinkenden Luftmassen aus den inneren Tropen verstärkt. In der Folge kann Savannenvegetation nicht mehr existieren. Die anhaltenden Hochdruckwetterlagen verschieben das Verhältnis aus Niederschlag und Verdunstung so sehr zu gunsten der Verdunstung, dass sich Halbwüsten oder Wüsten bilden.
Mit zunehmendem Abstand vom Äquator werden Jahreszeiten ausgeprägter, die Anzahl trockener Monate im Jahr steigt, und mehr Wasser verdunstet als dass es regnet.
Dschungel
Wenn das Kronendach eines Regenwalds zerstört oder ausgedünnt wird, kann Sonnenlicht bis auf den Urwaldboden gelangen. Vom Schattendasein am Urwaldboden befreit, nutzen schnell wachsende Pflanzen, wie zum Beispiel Lianen und Sträucher, die Gelegenheit um zu wachsen. Dabei bilden sie ein dichtes und und undurchdringliches Pflanzendickicht, das umgangssprachlich „Dschungel“ genannt wird. Das Wort ist abgeleitet vom Sanskrit-Wort jaṅgala, was so viel bedeutet wie rau und trocken.
Bergregenwälder
Beim Übergang vom tropischen Tiefland in das tropische Bergland gehen die Tieflandregenwälder schrittweise in Bergregenwälder über. Der Wechsel scheint weitgehend durch die Temperatur gesteuert zu werden. Sobald die durchschnittliche Temperatur höhenbedingt unter 18°C fällt, werden viele Baumarten des Tieflands durch Arten verdrängt, die an das Leben in Bergregionen angepasst sind. Die imposanten Bäume aus den mehrstöckigen Tieflandregenwäldern weichen schrittweise weniger hohen Bäumen. Zudem verlieren die Bäume stützende Strukturen wie Stelz-, Stütz- oder Brettwurzeln. Die Stämme und Zweige der Bäume werden knorriger, die Baumkronen kompakter, und die Blätter kleiner, dicker und härter. Holzige Kletterpflanzen wie Lianen verschwinden, hingegen werden Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) wie Orchideen, Farne, Bromelien und insbesondere Moose mit zunehmender Höhe zahlreicher.
Für tropische Bergregenwälder gibt es keine einheitliche Definition. Eine Einteilung kann wie folgt vorgenommen werden, wobei der Bewuchs der Bäume mit Moosen mit der Höhe zunimmt:
- Untere Bergregenwälder
Höhen ab 1.200 Metern, gegebenenfalls weniger; Baumhöhen 15 bis 35 Meter; zwei- bis dreistöckige Vegetation; reicher Bewuchs mit Epiphyten; Beginn der Wolkenbildung; 10% Moosbewuchs an den Stämmen. - Obere Bergregenwälder
Höhen ab 2.000 Metern, gegebenenfalls mehr; Baumhöhen 2 bis 20 Meter; starke Wolkenbildung; Unterteilung in untere Bergnebelwälder mit 25 bis 50% Moosbewuchs an den Stämmen und obere Bergnebelwälder mit 70 bis 80% Moosbewuchs an den Stämmen. - Subalpine Bergnebelwälder
Höhe ab 2.800 Metern, bis 3.900 Meter; durchschnittliche Temperatur höhenbedingt weniger als 10°C; extrem niedrig wachsende Bäume; wenige Epiphyten; viel Nebel und Wolken und deswegen auch viel Moosbewuchs an den Stämmen.
Tropische Bergregenwälder sind meist sehr artenreich und werden deshalb als Hotspots der Artenvielfalt betrachtet. Die Niederschlagsmengen in Bergregenwäldern sind üblicherweise höher als in Tieflandregenwäldern. Bergregenwälder gibt es hauptsächlich in Mittel- und Südamerika und Südostasien. Insbesondere die östliche Andenregion ist einer der wichtigsten Hotspots der Artenvielfalt. Vereinzelt gibt es Bergregenwälder auch in Afrika.
Zwergenwälder
Extrem niedrig wachsende Bergregenwälder werden auch als Elfen- oder Zwergenwälder bezeichnet. Ihre Bäume erreichen Höhen von maximal zehn Metern.
Primärwälder
Vom Menschen weitgehend unberührte Wälder mit ihrer ursprünglichen Artenvielfalt werden als Primärwälder bezeichnet. Es handelt sich dabei aber nicht um unberührte Wildnis, denn in Wahrheit sind auch Primärwälder von Natur aus bewohnt. Menschen leben seit Tausenden von Jahren in tropischen Regenwäldern. Beispielsweise erstrecken sich die Gebiete der indigenen Völker über 35% der Fläche Amazoniens. Lokale Gemeinschaften haben im Laufe der Zeit die Struktur der Wälder tiefgreifend beeinflusst. Weil die Menschen im Einklang mit den Wäldern leben, sind die Entwaldungsraten allerdings viel geringer.
Die tropischen Regenwälder in den drei großen Regenwaldregionen (Amazonien in Südamerika, das Kongo-Becken in Afrika und Südost-Asien) umfassen mehr als die Hälfte aller weltweit vorkommenden Primärwälder, es sind die artenreichsten und vielfältigsten terrestrischen Ökosysteme der Erde. Wie die obige Abbildung zeigt, gibt es allerdings große Unterschiede zwischen den drei Regenwaldregionen was das Vorkommen von Primärwäldern betrifft.
www-Tipps
- Verein für Mangrovenschutz e.V.
- The State of Forests in the Amazon Basin, Congo Basin and Southeast Asia. FAO, Rom, 2011.
- The Tropical Mountain Forest. Universitätsverlag Göttingen, 2008.
Forschung
- J.W.F. Slik et al.: Phylogenetic classification of the world’s tropical forests. PNAS 2018.
- L.A. Bruijnzeel: Tropical montane cloud forest: a unique hydrological case. Forests, Water and People in the Humid Tropics, 2005.
Presse
- Mangrovenwälder – Vernichtet mit Strunk und Stiel, Spiegel Online, 20.08.2020.