Schlagwort: Abholzung

Rückgang der Entwaldung im brasilianischen Amazonasgebiet und im Cerrado im Jahr 2024

Erfreuliche Nachrichten gibt es aus Brasilien. Verglichen mit dem Jahr 2023 ging die Entwaldung im basilianischen Amazonasgebiet in diesem Jahr um 30,6% zurück, das ist der niedrigste Wert seit neun Jahren. Und auch im Cerrado, der in den letzten fünf Jahren einen Anstieg verzeichnet hatte, ging die Entwaldung um 25,7% zurück.

Das brasilianische Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation und das Ministerium für Umwelt und Klimawandel haben Daten veröffentlicht, wonach die Entwaldung am Amazonas und im Cerrado im Jahr 2024 deutlich zurückging. Der brasilianische Cerrado ist eine etwa zwei Millionen Quadratkilometer große artenreiche Feuchtsavannen-Region im Südosten von Brasilien, in der Bäume eine Höhe von maximal zehn Metern erreichen.

Die Daten wurden erhoben im Rahmen des brasilianischen Biomes Monitoring System Project (BiomasBR) des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE). In diesem Projekt werden Satellitenbilder ausgewertet, um abgeholzte Gebiete zu identifizieren und zu quantifizieren und so eine zuverlässige Grundlage für Analysen zu schaffen.

Weil für das Jahr 2024 noch nicht alle Daten für das ganze Jahr vorliegen, hat das INPE die Entwaldungsrate in Amazonien auf 6.288 Quadratkilometer geschätzt, was einem Rückgang von 30,6% entspricht verglichen mit dem Jahr 2023. Das ist die niedrigste Entwaldungsrate seit neun Jahren. Im Cerrado ging die Entwaldung im selben Zeitraum auf geschätzte 8.174 Quadratkilometer zurück, was einem Rückgang von 25,7% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Das heißt, in beiden Regionen scheint sich Geschwindigkeit, mit der Wälder gerodet werden, etwas zu verlangsamen. Zurückgeführt wird dieser Rückgang auf die jüngsten umweltpolitischen Bemühungen der brasilianischen Regierung unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva.

Die neue EU-Entwaldungsverordnung

Die Europäische Kommission hat am 17. November 2021 eine Gesetzesinitiative vorgelegt, um die Abholzung tropischer Regenwälder zu reduzieren. Die sogenannte EU-Entwaldungsverordnung Nr. 2021/0366/COD ist Teil eines umfassenden Aktionsplans zur Bekämpfung der von der Europäischen Union (EU) global verursachten Entwaldung und Waldschädigung, die in tropischen und subtropischen Regionen besonders akut ist. Mit der neuen Verordnung wird die EU-Holzhandelsverordnung Nr. 995/2010 aufgehoben, die das Inverkehrbringen von illegal geschlagenem Holz auf den EU-Markt und die Vermarktung von Holz und Holzprodukten in der EU festlegt.

Die EU ist einer der größten Importeure von Rohstoffen und Waren, für deren Herstellung tropische Regenwälder zerstört werden. Tropische Regenwälder werden hauptsächlich für die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen zerstört, die für die Herstellung von Rohstoffen und Waren wie Palmöl, Rinder, Soja, Kaffee, Kakao, Holz und Kautschuk genutzt werden. Das heißt, für viele Produkte in europäischen Supermärkten werden tropische Regenwälder zerstört. Die EU-Entwaldungsverordnung soll sicherstellen, dass nur entwaldungsfreie und mit den Gesetzen (des Ursprungslands) im Einklang stehende Produkte auf den EU-Markt gebracht werden dürfen, das heißt, die Lieferketten müssen „entwaldungsfrei“ sein. Sie gilt für sechs Erzeugnisse – Soja, Rindfleisch, Palmöl, Holz, Kakao und Kaffee (nicht jedoch Kautschuk) – sowie bestimmte daraus hergestellte Produkte wie Leder, Schokolade und Möbel.

Neu ist: Die neue Verordnung beschränkt sich nicht auf illegale Entwaldungen, sondern zielt auf jegliche Art von Entwaldungen, seien sie legal oder illegal. Mit früheren Gesetzen, wie der EU-Holzhandelsverordnung, wurde nur versucht, gegen die illegale Entwaldung vorzugehen. Mit der Ausrichtung der neuen Verordnung auf illegale Entwaldungen, befindet sich die EU mit den USA und Großbritannien auf einer Linie, die beide strengere Gesetze erwägen.

Die Ziele der neuen Verordnung sind ehrgeizig. So soll der internationale Fußabdruck der EU auf die tropischen Regenwälder verringert und die weltweiten Treibhausgasemissionen um mindestens 32 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden. Zudem würden sich die Regeln der neuen Verordnung positiv auf die Artenvielfalt und Biodiversität auswirken und nachhaltige Produktions- und Konsummuster fördern. Allerdings sind andere Ökosysteme wie Wiesen, Feuchtgebiete oder Savannen von der neuen Verordnung ausgenommen.

Die EU-Entwaldungsverordnung wird Anfang 2023 in Kraft treten, nachdem das EU-Parlament und der Rat im Dezember 2022 zugestimmt haben. Sobald die neue Verordnung in Kraft ist, haben Unternehmer und Händler 18 Monate Zeit, um die neuen Vorschriften umzusetzen. Das heißt, immer wenn die oben genannten Rohstoffe und Waren in die EU importiert werden, müssen Unternehmer und Händler eine Sorgfaltserklärung abgeben, in der bestätigt wird, dass für diese keine tropischen Regenwälder zerstört wurden.

Quellen

2021/0366(COD) – Proposal for a REGULATION OF THE EUROPEAN PARLIAMENT AND OF THE COUNCIL on the making available on the Union market as well as export from the Union of certain commodities and products associated with deforestation and forest degradation and repealing Regulation (EU) No 995/2010.

World Resources Institute – How a New EU Regulation Can Reduce Deforestation Globally, 05.04.2022.

Europäische Kommission – Fragen und Antworten zur neuen Verordnung über entwaldungsfreie Produkte, 17.11.2021.

Forrest 500

„Forest 500“ – die Helden und Schurken der Abholzung

Heute werden die meisten Regenwälder vernichtet für eine Hand voll weltweit gehandelter Produkte – Palmöl, Soja, Rindfleisch, Leder, Holz und Papier. Vom Produzenten, über zahlreiche Verarbeiter bis hin zum Händler durchlaufen diese „Waldrisiko-Rohstoffe“ lange und komplizierte Lieferketten um schließlich als Bestandteil von mehr als 50 Prozent aller verpackten Waren in unseren Supermärkten zu landen. Zusammen haben sie einen jährlichen Handelswert von mehr als 100 Milliarden US-Dollar.

Die britische Nichtregierungsorganisationein Global Canopy Programme (GCP) ist eine Denkfabrik, ein Zusammenschluss von 37 Forschungseinrichtungen in 19 Ländern auf der ganzen Welt, die seit 2001 aktiv ist. Mit „Forest 500“ hat GCP ein Programm gestartet, mit dem erstmals der Beitrag von Unternehmen und Organisationen zum Regenwaldschutz identifiziert werden kann. GCP hat zu diesem Zweck 500 sogenannte Global Player augewählt, die für die komplexen Lieferketten verantwortlich oder daran beteiligt sind. Zu diesen Global Playern gehören 250 Unternehmen mit einem Gesamtjahresumsatz von 4,5 Billionen US-Dollar, 150 Investoren und Kreditgeber, 50 Länder und Regionen und 50 andere auf diesem Gebiet einflussreiche Akteure.

Das GCP hat mittels präziser Methodik 40.000 Datensätze aus öffentlichen und privaten Quellen ausgewertet und daraus eine Art Ranking erstellt. Berücksichtigt wurde eine eine Reihe von Faktoren, wie zum Beispiel Berichtswesen und Transparenz, Arbeitsabläufe, Rohstoffpolitik und allgemeine Waldrichtlinien. Aus dem Ranking lässt sich ableiten, wie effektiv die Global Player sich diese gegen die Zerstörung und für den Erhalt der tropischen Regenwälder einsetzen. Je weiter oben sich ein Global Player im Ranking findet, desto besser. Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, in den die Global Player mit ihren selbstauferlegten Richtlinien und Regeln eingebunden werden müssen – Regenwaldschutz ist effizienter Klimaschutz, für den alle an einem Strang ziehen müssen.

Ergebnisse

Nur sieben von 250 Unternehmen haben die maximal mögliche Punktzahl erreicht und stehen somit im Ranking ganz oben. Dazu gehören die Danone-Gruppe (Frankreich), Kao Corp. (Japan), Nestle SA (Schweiz), Procter & Gamble (USA) und die Reckitt-Benckiser-Gruppe (UK), Unilever (UK) und aus dem Bankensektor der Finanzdienstleister HSBC (UK). Ohne Punkte stehen am anderen Ende des Rankings 30 Unternehmen, viele davon aus Asien und dem Nahen Osten, sowie zahlreiche Investoren.

Von Ländern mit eigenem Anteil an tropischen Regenwäldern erhielten lateinamerikanische Länder, wie zum Beispiel Kolumbien, Brasilien und Peru, viele Punkte und damit einen Platz im oberen Bereich des Rankings. Von den Ländern, die Waldrisiko-Rohstoffe importieren, liegen die Niederlande und Deutschland oben im Ranking.

Alle Ergebnisse und Analysen auf der Webseite von Forest 500.

Global Forest Watch

Global Forest Watch – Waldüberwachung in nahezu Echtzeit

Im Februar 2014 hat das World Resources Institute zusammen mit Google und mehr als 40 weiteren Partnern, wie zum Beispiel der UNEP, des ESRI, des Jane-Goodall-Instituts etc.,ein Online-Waldüberwachungssystem gestartet. Es nennt sich Global Forest Watch, ist kostenlos und für jedermann mit Internetzugang zugänglich. Die Karten von Global Forest Watch basieren auf Google Maps und Google Earth und enthalten außergewöhnlich viele Informationen zur Entwaldung, zu Schutzgebieten, Biodiversitäts-Hotspots, Bergbau, Holzeinschlag, Palmöl- und Holzfaser-Plantagen. Die Daten können nach Land sortiert herunterladen werden.

Global Forest Watch greift auf NASA-Satellitendaten (fast 700.000 Landsat-Bilder) zurück, die durch Google-Computer verarbeitet und jeden Monat aktualisiert werden. Daneben ist jedermann aufgefordert, Bilder, Videos und Geschichten über Wälder und Abholzung vorzulegen, die dann in die Datenbank von Global Forest Watch aufgenommen und auf der Internet-Seite verfügbar gemacht werden. Es ist sogar möglich, sich per E-Mail benachrichtigen zu lassen, falls es Anzeichen für die Entwaldung in einem bestimmten Bereich gibt.

Global Forest Watch ist eine Weiterentwicklung der Statistiken der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO). Es ist besser zugänglich für jedermann, und die Daten werden zentral erfasst und häufiger aktualisiert.

Grafik: Global Forest Watch