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Allgemeines über tropische Regenwälder
Vorkommen und Verteilung tropischer Regenwälder
Es gibt heute weltweit in den Tropen etwa 18,3 Millionen km2 tropische Wälder. Mit 13,4 Millionen km2 liegen die meisten davon drei großen Regenwaldregionen der Erde, das sind das Amazonien, das Kongo-Becken und Südost-Asien. Weitere tropische Regenwälder gibt es in Mittelamerika, auf Madagaskar und im indopazifischen Raum.
Wälder auf der Erde
Vor 8.000 Jahren waren 60 Millionen Quadratkilometer (km2) der eisfreien Landfläche von Wäldern bedeckt, heute sind es noch 40,6 Millionen km2, schätzt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in ihren Waldberichten aus dem Jahr 2020. Die eisfreie Landfläche der Erde ist 130 Millionen km2 groß, das heißt, 31% der eisfreien Landfläche der Erde sind heute noch von Wäldern bedeckt. Die folgenden fünf Länder verfügen über mehr als die Hälfte (54%) aller weltweit vorkommenden Wälder (FAO, 2020):
- Russland: 8,15 Millionen km2
- Brasilien: 4,97 Millionen km2
- Kanada: 3,47 Millionen km2
- USA: 3,10 Millionen km2
- China: 2,20 Millionen km2
Die FAO rechnet etwa 11,1 Millionen km2 aller Wälder den Primärwäldern zu, das sind weitgehend vom Menschen unberührte Wälder mit ihrer ursprünglichen Artenvielfalt (FAO, 2020). Einer Schätzung aus dem Jahr 2015 zufolge, wachsen auf der Erde insgesamt etwa drei Billionen Bäume. Das sind beeindruckende Zahlen. Trotzdem nimmt die Waldfläche auf der Erde kontinuierlich ab. Die großen Flächenverluste unserer Zeit gehen auf Weide- und Ackerlandnutzung für die Landwirtschaft – Viehzucht, Soja, Palmöl – zurück.

Tropenwälder
Tropenwälder werden geografisch über den Breitengrad ihres Standorts definiert: Sie liegen in den Tropen, die sich definitionsgemäß um den Äquator zwischen den Wendekreisen des Krebses im Norden bei 23°27′ nördlicher Breite und des Steinbocks im Süden bei 23°27′ südlicher Breite befinden. „Trope“ (synonym auch tropos) stammt aus dem Griechischen und bedeutet Wechsel, Wendung oder Drehung.
Zu den Tropenwäldern gehören zahlreiche Tropenwald-Typen: immergrüne tropische Feuchtwälder, tropische Trockenwälder, Überschwemmungs- oder Auenwälder (ihnen werden auch Mangrovenwälder zugeordnet) und Mosaikwälder. Letztere sind eine Mischung aus Wald und anderen Landnutzungsformen (z. B. Viehweiden, Plantagen, Straßen, Siedlungen), in dem die Waldstücke zerstückelt und deswegen schwer zu kategorisieren sind.
Schätzungsweise 70 Länder der Erde verfügen über Tropenwälder auf ihrem Staatsgebiet:
- Mittelamerika: Bahamas, Belize, Costa-Rica, Dominikanische Republik, El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Panama, Trinidad & Tobago.
- Südamerika: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Ecuador, Französisch-Guayana, Guayana, Kolumbien, Paraguay, Peru, Surinam und Venezuela.
- Afrika: Äquatorialguinea, Benin, Burundi, Demokratische Republik Kongo, Dschibuti, Elfenbeinküste, Gabun, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Liberia, Madagaskar, Malawi, Mauritius, Mosambik, Nigeria, Réunion, Sambia, São Tomé und Príncipe, Senegal, Seychellen, Sierra Leone, Simbabwe, Somalia, Tansania, Togo, Uganda, Ruanda und die Zentralafrikanische Republik.
- Australien
- Südost-Asien: Bhutan, Brunei, China, Indien, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Sri Lanka, Taiwan, Thailand und Vietnam.
- Indopazifik: Der Indopazifische Raum umfasst zahlreiche Inselgruppen des Indischen und Pazifischen Ozeans: Papua-Neuguinea, Cook-Inseln, Fidschi, Föderierte Staaten von Mikronesien, Marquesas, Neukaledonien, Osttimor, Salomonen, Samoa, Tonga, Tuamotu-Archipel, Tubuai und USA (Guam und Hawai’i).


Regenwälder
Regenwälder werden hingegen nicht durch den Breitengrad, sondern durch die Niederschlagsmenge und das Klima an ihrem Standort definiert. Damit Regenwälder entstehen können, muss es etwa drei Mal so viel regnen wie in Berlin, das heißt, die jährlichen Niederschlagsmengen erreichen wenigstens 2.000 Millimeter. Das ist häufig in den Tropen der Fall, in denen sich deswegen die meisten Regenwälder befinden. Regenwälder in den Tropen werden tropische Regenwälder genannt. Es gibt aber auch Regenwälder außerhalb der Tropen, zum Beispiel in Australien oder in Nordamerika. Das sind dann die Regenwälder der gemäßigten Breiten oder kurz die gemäßigten oder temperierten Regenwälder.
Tropische Regenwälder
Tropische Regenwälder erfüllen sowohl das Standortkriterium für Tropenwälder, als auch das Niederschlagskriterium für Regenwälder. Zusätzlich muss das Klima an ihrem Standort das ganze Jahr frostfrei, feucht und warm sein, mit wenig schwankenden Temperaturen von etwa 23°C bis 27°C im Jahresverlauf. In den Tropen gibt es keine Jahreszeiten wie in den gemäßigten Breiten, sondern eine Regen- und eine Trockenzeit, die sich durch die täglichen Niederschlagsmengen ganz erheblich unterscheiden. Diese klimatischen Bedingungen ermöglichen, dass immergrüne tropische Feuchtwälder entstehen können – sie sind die tropischen Regenwälder im klassischen Sinn. Gelegentlich wird auch der Begriff „tropische Tieflandregenwälder“ verwendet, was daran liegt, dass das feuchtwarme Klima vorwiegend in Tieflandregionen der Kontinente in den Tropen vorherrscht.
Tropische Regenwälder gehören zu den Tropenwäldern. Sie sind immergrüne tropische Feuchtwälder, die im kontinentalen Tiefland in den Tropen vorkommen.
Die drei großen Regenwaldregionen der Erde
Es gibt drei große Regenwaldregionen auf der Erde, das sind Amazonien, das Kongo-Becken und Südost-Asien. Zusammen bilden sie am Äquator den weltumspannenden Lebensraum „tropischer Regenwald“, dessen tiefes Grün sich auf Satellitenbildern deutlich vom Beige und Braun der umgebenden Savannen und Wüsten unterscheidet. Die Welternährungsorganisation schätzt die Waldfläche in den drei großen Regenwaldregionen auf 13,4 Millionen km2, wovon 8,8 Millionen km2 den tropischen Regenwäldern zugeordnet werden (FAO, 2011).
- Amazonien in Südamerika ist die größte der drei Regenwaldregionen. Die Waldfläche in der länderübergreifenden Region im Einzugsgebiet des Amazonas ist 8,0 Millionen km2 groß, wovon 5,8 Millionen km2 (79%) den tropischen Regenwäldern zugeordnet werden. Den größten Anteil hat Brasilien mit einer Waldfläche in Amazonien von 5,2 Millionen km2 und zwar in den Bundesstaaten Acre, Amapá, Amazonas, Mato Grosso, Pará, Rondônia, Roraima, Tocantins, und im westlichen Teil des Bundesstaats Maranhão. Weitere Länder mit tropischen Wäldern in Amazonien sind: Peru mit 680.000 km2, Kolumbien mit 600.000 km2, Bolivien mit 570.000 km2, Venezuela mit 460.000 km2, Guayana, Surinam, Ecuador und Französisch-Guayana.
- Das Kongo-Becken im Einzugsgebiet des Kongo in Afrika ist mit einer Waldfläche von 3,0 Millionen km2 die zweitgrößte Regenwaldregion der Erde. Der Anteil tropischer Regenwälder im Kongo-Becken liegt bei 59%, das sind 1,8 Millionen km2. Etwas mehr als die Hälfte der Tropenwälder am Kongo liegt in der Demokratischen Republik Kongo (1,54 Millionen km2). Weiterhin gibt es Tropenwälder im länderübergreifenden Kongo-Becken in Angola, Äquatorialguinea, Gabun, Kamerun, Sambia und der Zentralafrikanische Republik zugerechnet.
- Südost-Asien ist die drittgrößte Regenwaldregion der Erde mit einer Waldfläche von 2,4 Millionen km2. wovon 55% oder 1,3 Millionen km2 tropische Regenwälder sind. Das Land mit den größten Vorkommen von Tropenwäldern in Südost-Asien ist Indonesien mit 950.000 km2. Weiterhin gibt es tropische Regenwälder in Südost-Asien in Bangladesch, Bhutan, Brunei, China, Indien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Sri Lanka, Taiwan, Thailand und Vietnam.

Die FAO berechnet die Flächen tropischer Regenwälder
Niemand kann genau beziffern, wie viel Wald bzw. Regenwald es tatsächlich gibt. Es ist schwer, verlässliche Zahlen zu finden. Offizielle Angaben zur weltweiten Waldfläche stellt die FAO bereit. Die Ergebnisse werden von der FAO veröffentlicht, sei es in den jährlich erscheinenden Waldberichten, den sogenannten State of the World’s Forests, in den Berichten des Global Forest Resources Assessment oder im Bericht zum Zustand der tropischen Regenwälder in den drei großen Regenwaldregionen der Erde.
Die FAO untersucht den aktuellen Zustand aller Arten von Wäldern basierend auf mehr als 90 Variablen aus 233 Ländern und Regionen. Zu den ausgewerteten Variablen gehören zum Beispiel abgeholzte und aufgeforstete Waldflächen, natürliche Ausdehnung der Wälder, Biomasse, Waldtypen etc. Diese Daten werden von den Forstbehörden der einzelnen Länder abgefragt und beruhen auf deren individuellen Schätzungen, Erfahrungen und Auswertungen. Einheitliche Standards gibt es hierfür nicht. Die so gewonnenen Daten der FAO leiden deswegen häufig an der schlechten Datenqualität und sind deshalb kritisch zu betrachten.
Was ist überhaupt ein Wald?
Die FAO hat physische Kriterien aufgestellt, wonach ein Wald definiert ist als eine Fläche von mehr als 0,5 Hektar (5.000 Quadratmeter) mit über fünf Meter hohen Bäumen und einem Kronendach, das mehr als 10% der Fläche abdeckt. Diese physischen Kriterien kombiniert die FAO mit Kriterien zur vorherrschenden Landnutzung auf dieser Fläche, wobei von Bäumen bedeckte Gebiete ausgeschlossen werden, die vornehmlich landwirtschaftlich oder städtisch genutzt werden.
Daher schließt die Walddefinition der FAO zwar Plantagen landwirtschaftlicher Baumkulturen (wie Ölpalmenplantagen und Obstplantagen) sowie städtische Parks aus, jedoch verschiedene Arten von bepflanzten Wäldern (einschließlich Kautschukplantagen) ein.
Die teils schlechte Datenqualität erschwert die Auswertung durch die FAO, insbesondere um Waldflächen über Ländergrenzen hinweg richtig zu berechnen. Allein die tropischen Regenwälder Amazoniens erstrecken sich über neun Länder. Wenn jedes dieser Länder seine Waldflächen auf unterschiedliche Art und Weise schätzt und bewertet, wird es schwer, daraus die gesamte Waldfläche richtig zu berechnen.
Satellitendaten
Wesentlich bessere und einheitliche Daten liefern neue Methoden, bei denen Satellitendaten (Fernerkundungsdaten) ausgewertet werden. Auch die FAO wertet Satellitendaten aus, um Waldflächen zu berechnen, dazu wird eine systematische Stichprobe von rund 13.500 Standorten auf der ganzen Welt verwendet. Ziel ist es, umfangreiche Informationen über die Abholzung, Aufforstung und natürliche Ausdehnung der Wälder auf regionaler Ebene und über Ländergrenzen hinweg zu erhalten.
Wissenschaftler haben im Jahr 2012 Satellitendaten zur Abholzung der tropischen Regenwälder mit geschätzten Daten der FAO aus dem Jahr 2007 verglichen und festgestellt, dass die Satellitendaten etwa zehn Prozent von den geschätzten Daten der FAO abweichen.
Global Forest Watch
Global Forest Watch (GFW) ist eine Open-Source-Webanwendung, mit der die globalen Waldflächen in Echtzeit überwacht werden können. Es handelt sich um eine Initiative des World Resources Institute (WRI) zusammen mit multinationalen Unternehmen wie Google, Airbus, Unilever, Cargill und zahlreichen anderen akademischen, gemeinnützigen, öffentlichen und privaten Organisationen.
GFW könnte auch als das „Google Maps der Wälder“ genannt werden. Es wertet Satellitendaten der NASA aus mit dem Ziel, die weltweiten Entwaldungsraten zu messen und illegale Rodungsaktivitäten aufzudecken. Dazu tastet ein Satellit jede Woche den gesamten Planeten ab und aktualisiert die Karte mit den globalen Waldbeständen. So ist zu erkennen, ob Wälder von einer Woche zur nächsten verschwinden. Ein weiterer Satellit überwacht den gesamten Planeten auf Brände.
Multinationalen Unternehmen wie Cargill und Unilever wollen mit GFW sicherstellen, dass keiner ihrer Rohstoffe aus kürzlich gerodetem Land stammt.




Gibt es in Europa tropische Regenwälder?
Nein, in Europa ist es zu kalt, es regnet zu wenig und die Temperaturen schwanken zu stark im Verlauf von Frühling, Sommer, Herbst und Winter. In Europa gibt es unsere typischen Laub- und Nadelwälder.
Allerdings gibt es in einem Teil Frankreichs tropische Regenwälder, doch dieser Teil liegt auf einem anderen Kontinent, in Südamerika, vier Grad nördlich des Äquators am Atlantik. Französisch-Guayana heißt das Land, und es wird als Überseedepartment Frankreichs bezeichnet, die Menschen hier sprechen Französisch und bezahlen mit dem Euro. Das Land ist zu 98% von Wald bedeckt, wovon 96% weitgehend unberührte tropische Regenwälder sind. Kein anderes Land der Welt besitzt prozentual gesehen so viel Regenwald wie Französisch-Guayana. In Kourou, der zweitgrößten Stadt des Landes, befindet sich das Europäische Raumfahrtzentrum.

www-Tipps
- State of the World’s Forests 2024, FAO, 2024.
- State of the World’s Forests 2022, FAO, 2022.
- Brasil and the Amazon Rainforest. Europäisches Parlament, 2020.
- Global Forest Resources Assessment 2020. FAO, 2020.
- Global Forest Resources Assessment 2020 – Key Findings. FAO, 2020.
- State of the World’s Forests 2020, FAO, 2020.
- Global Forest Resources Assessment 2015 – How are the world’s forests changing? FAO, 2015.
- The State of Forests in the Amazon Basin, Congo Basin and Southeast Asia. FAO, Rom, 2011.
- Global Forest Resources Assessment 2010. FAO, 2010.
- Global Forest Watch.
Forschung
- A.J. Hansen et al.: A policy-driven framework for conserving the best of Earth’s remaining moist tropical forests. Nature Ecology & Evolution, 2020.
- B.J. McFarland: The Context of Tropical Rainforest Deforestation and Degradation. Conservation of Tropical Rainforests, 2017.
- J.F. Bastin et al.: The extent of forest in dryland biomes. Science, 2017.
- T.W. Crowther et al.: Mapping tree density at a global scale. Nature, 2015.
Presse
- 6400 Kilometer, 50.000 Mückenstiche, 859 Tage, Spiegel Online, 09.08.2010.