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Tierwelt tropischer Regenwälder
Pfeilgiftfrösche – bunte Edelsteine des Regenwalds
Pfeilgiftfrösche sind die bunten Edelsteine des Regenwalds. Viele Arten sind leuchtend gefärbt und auffällig, während andere durch ihr unscheinbares Äußeres gut getarnt sind. Indigene Völker nutzen das Gift der Frösche für die Jagd.
Pfeilgiftfrösche werden innerhalb der Ordnung der Froschlurche der Familie der Dendrobatidae zugeordnet. Sie werden deshalb auch Dendrobaten oder Baumsteigerfrösche genannt. Ihr Verbreitungsgebiet sind die tropischen Regenwälder Mittel- und Südamerikas. Die Tiere werden maximal fünf Zentimeter groß und können auffallend bunt oder auch ganz unscheinbar gefärbt sein. Sie ernähren sich von kleinen Insekten, denen sie auflauern.
Manche Arten zeigen ein ausgesprochenes Revierverhalten. Männchen aber auch Weibchen verteidigen ihr Territorium. Das kann soweit führen, dass der Eigentümer des Territoriums und der Eindringling auf den Hinterbeinen stehend wie kleine Raufbolde miteinander ringen.
Brutpflege in Bromelien
Einige Arten der Pfeilgiftfrösche betreiben Brutpflege. Nach der Eiablage auf dem Urwaldboden, transportieren die Männchen des Färberfroschs die Kaulquappen Huckepack in umliegende Wasseransammlungen, seien es kleine Pfützen, Blätter oder Blatt-Trichter von Bromelien.
Die Weibchen des mittelamerikanischen Erdbeerfröschchens (Dendrobates pumilio) gehen noch weiter. Sie transportieren ihre Larven auf dem Rücken einzeln in umliegende Bromelientrichter. Alle zwei bis drei Tage besucht das Weibchen die Kaulquappen und legt unbefruchtete Eier in den Trichter. Die Eier dienen den Larven als Nahrung während der ersten Entwicklungsstadien, weil es in den Bromelientrichtern zu Nahrungsmangel kommen kann.
Vermutlich setzt auch Dendrobates ventrimaculatus seine Kaulquappen in die Blatt-Trichter von Bromelien. Erstaunlicherweise findet sich diese Art auch auf dem rauen Gestein eines Inselbergs in Französisch-Guayana, wo es recht trocken ist, mit in der Mittagszeit extrem hohen Temperaturen von bis zu 40°C.
Das Gift der Pfeilgiftfrösche
Nicht alle Arten der Pfeilgiftfrösche sind giftig, wie der Name es vermuten lässt. Als Faustregel gilt, je leuchtender, desto giftiger. Gut getarnete Arten haben das schwächste oder gar kein Gift, die leuchtenden Vertreter hingegen können sehr giftig sein. Pfeilgiftfrösche geben ihr Gift über die Haut ab. Die Gifte sind, ähnlich wie Curare und Strichnin, alkaloide Substanzen, die auf das Nervensystem wirken und Krämpfe und Lähmungen hervorrufen.
Das leuchtende Gelb des Färberfroschs (Dendrobates tinctorius) weist einen potentiellen Angreifer auf die Giftigkeit des Frosches hin. Ein Angreifer, der sich einmal einen Färberfrosch geschnappt hat, wird nicht unbedingt tot umfallen, aber er wird dies bestimmt kein zweites Mal tun. Die Tiere bewegen sich deshalb tagsüber frei und furchtlos auf dem Urwaldboden, wo sie als gelbe Flecken auf den braunen Blättern sofort ins Auge stechen.
Das Gift des Färberfroschs ist nicht sonderlich stark und kann einem Menschen nicht gefährlich werden. Anders bei dem nur in Kolumbien vorkommenden „Schrecklichen Pfeilgiftfrosch“ (Phyllobates terribilis), der regelmäßig auf einem der vorderen Plätze in der Rangliste der giftigsten Tiere der Welt landet, verfügt er doch über eines der stärksten Gifte im Tierreich.
Gift für Blasrohrpfeile
Indigene Völker in Mittel- und Südamerika nutzen lange Blasrohre aus Holz oder Bambus mit dünnen Pfeilen für die Jagd. Die Pfeile werden vor der Jagd mit dem Gift der Pfelgiftfrösche präpariert. Die Indianer töten die Frösche und grillen sie über dem Feuer. Das aus der Haut austretende Gift wird aufgefangen und fermentiert. Danach werden die Pfeile in das Gift getaucht und getrocknet. Ein bei der Jagd mit solch einem Pfeil getroffenes Tier wird sofort gelähmt.

Forschung
- Sho-Ya Wang & Ging Kuo Wang: Single rat muscle Na+ channel mutation confers batrachotoxin autoresistance found in poison-dart frog Phyllobates terribilis. PNAS, 2017.
Presse
- Der Frieden ist eine Gefahr für den Pfeilgiftfrosch, FAZ Online, 14.03.2017.