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Tierwelt tropischer Regenwälder
Gorillas – die sanften Riesen
Gorillas sind die sanften Riesen unter den Menschenaffen. Trotz ihrer imposanten Erscheinung gehören sie zu den friedlichsten Affen. Bedauerlicherweise landen viele dieser wunderbaren Tiere als Wildfleisch (bushmeat) heute immer noch im Kochtopf.
Derzeit sind sieben Arten von Menschenaffen bekannt: Sumatra-, Borneo- und Tapanuli-Orang-Utans, Östliche und Westliche Gorillas sowie Schimpansen und Bonobos. Die Gattung Gorilla umfasst zwei Arten mit je zwei Unterarten:
- Der Westliche Gorilla (Gorilla gorilla) wird unterteilt in die beiden Unterarten Westlicher Flachlandgorilla (Gorilla gorilla gorilla) und Cross-River-Gorilla (Gorilla gorilla diehli).
- Der Östliche Gorilla (Gorilla beringei) wird unterteilt in die beiden Unterarten Östlicher Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri) und Berggorilla (Gorilla beringei beringei).
Gorillas wurden etwa 460 Jahre vor Christus entdeckt. Eine von Karthago aus gestartete Expedition traf im heutigen Gabun auf die „riesigen schwarzen Menschen“. Die Felle einiger Tiere kamen mit dieser Expedition nach Karthago. Lebend kamen erste Gorillas erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Europa.

Vorkommen und Verbreitung
Gorillas gibt es nur in Afrika. Der Kongo-Strom hat seinen Ursprung im Süden der Demokratischen Republik (DR) Kongo, und er schlängelt sich über 4.370 Kilometer durch das Kongo-Becken bis zu seiner Mündung in den Atlantik in der Grenzregion der DR Kongo und Angola. Wer den Kongo flussabwärts fährt, wird Gorillas ausschließlich auf der in Fahrtrichtung rechts gelegenen Seite des Flusses finden. Gorillas sind Nichtschwimmer, weswegen es ihnen nie gelungen ist, den Kongo zu überqueren.
Westliche Flachlandgorillas finden sich im Flachland im Westen von Äquatorialafrika. Cross-River-Gorillas gibt es im Cross-River-Nationalpark in der Grenzregion von Kamerun und Nigeria. Östliche Flachlandgorillas leben in voneinander isolierten Gebieten im östlichen Teil der DR Kongo. Berggorillas kommen in zwei kleinen und ebenfalls voneinander isolierten Waldgebieten mit dichten Regenwäldern vor: im 330 Quadratkilometer (km2) großen Bwindi-Sarambwe-Wald in Uganda an der Grenze zur DR Kongo, sowie im 455 km2 großen Virunga-Massiv im Grenzgebiet von Ruanda, der DR Kongo und Uganda.
Bestand
Zwischen 1968 und 1980 ging die Population der Virunga-Berggorillas auf 240 Tiere stark zurück. Ihr Lebensraum wurde zerstört und durch Rinderweiden ersetzt. Viele Gorillas endeten als Wild- oder Buschfleisch (bushmeat) im Kochtopf oder fielen dem Verkauf als Trophäe zum Opfer. Auch in Gefangenschaft wurden Gorillas gehalten. In den Jahren danach hat sich die Population wieder etwas erholt. Die Gründe hierfür sind erfolgreiche Schutzmaßnahmen der ruandischen Regierung und Ökotourismus. Zählungen aus dem Jahr 2019 zufolge, gibt es wieder mindestens 1.063 Berggorillas in freier Wildbahn, wovon 459 Tiere der Bwindi-Sarambwe-Population und 604 der Virunga-Population zugerechnet werden. Weil es wieder mehr als 1.000 Berggorillas gibt, wurde ihr Status in der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN von „kritisch gefährdet“ auf „gefährdet“ zurückgestuft.
Aktuell wird die Zahl der Gorillas von der Weltnaturschutzunion (IUCN) auf 300.000 geschätzt. Ihre Zahl ist in den Jahren 2000 bis 2020 um 30% zurückgegangen.

Aussehen und Lebensweise
Gorillas sind die größten Menschenaffen. Sie werden 1,25 bis 1,75 Meter groß, bei aufgerichtetem Körper und mit durchgedrückten Knien können sie bis zu 2,30 Meter groß werden. Weibliche Gorillas werden 70 bis 140 Kilogramm schwer, die Männchen 135 bis 275 Kilogramm. In freier Wildbahn leben Gorillas etwa 35 bis 40 Jahre, in Gefangenschaft bis zu 50 Jahre. Im Zoo von Columbus (USA) wurde ein weiblicher Westlicher Gorilla sogar stattliche 60 Jahre alt.
Gorillas leben, mehr als andere Menschenaffen, auf dem Boden und sind nicht so auf auf das Hangeln eingestellt, wie dies zum Beispiel bei den Orang-Utans der Fall ist. Die Hände und Füße der Gorillas sind deswegen nicht so stark zu Hangel- und Kletterorganen umgewandelt. Sie haben kurze, breite Hände und Füße. Das Gesicht, Hände und Füße sind haarlos und schwarz. Die Nasenlöcher sind von großen Wülsten umgeben, die Augen sind eher klein mit großen Überaugenwülsten. Der Rücken von Gorilla-Männern färbt sich etwa ab dem 12 Lebensjahr silbergrau und gibt ihnen den charakteristischen Namen – Silberrücken. Der dominierende Silberrücken ist der Anführer einer Gruppe. Eine Gruppe hat im Allgemeinen nur ein oder zwei Silberrücken, mehrere jüngere Männer mit schwarzem Rücken und eine Reihe von Frauen und Kindern.
Die Berggorillas im Virunga-Massiv leben in kleinen Gruppen mit bis zu 50 Tieren, die jeweils von einem Silberrücken angeführt werden. Durchschnittlich umfassen die Gruppen aber nur 10 Tiere. Jede Gruppe hat eine Heimat, ein eigenes Revier von etwa 25 bis 40 Quadratkilometern Größe. Darin wandert die Gruppe auf der Suche nach Nahrung umher. Es konnte auch schon beobachtet werden, dass sich Gorillas in Höhlen zurückziehen.
Das Lausen
Gorillas üben die gegenseitige Haarpflege, das Lausen (Grooming), recht selten aus. Manchmal pflegen sich Mütter und ihre Kinder und auch der Silberrücken, aber nie die halbwüchsigen Männchen. Häufiger zupfen sie sich Haare aus, kratzen sich und säubern Nase, Ohren und Augen mit dem Zeige- oder Mittelfinger. Mit dem Mund säubern sie nur Fingernägel, nicht das Fell, wie es zum Beispiel Schimpansen tun.
Ernährung
Gorillas fressen überwiegend Pflanzen. Insgesamt stehen mehr als 140 Pflanzenarten auf ihrem Speiseplan. Dazu gehören wilder Sellerie, Labkraut, Disteln, Beeren und viele andere vegetarische Köstlichkeiten. Wenn viele Früchte verfügbar sind, besteht die Nahrung von Westlichen Flachlandgorillas zu 70% aus Früchten, während in Zeiten der Fruchtknappheit fast ausschließlich Blätter, Rinde, Kräuter und faserige Früchte verzehrt werden. In den Bergregenwäldern des Virunga-Massivs sind weniger Früchte verfügbar, weswegen die dort lebenden Berggorillas hauptsächlich Blätter und gern das Mark von Bambusstengeln verzehren.
Um ihr Gewicht zu halten müssen kräftige Silberrücken bis zu 34 Kilogramm der pflanzlichen Kost pro Tag essen, die Frauen essen mit 18 Kilogramm deutlich weniger. Mit den Pflanzen nehmen Gorillas auch genügend Wasser auf, weswegen Gorillas normalerweise wenig trinken. Gelegentlich essen Gorillas auch tierische Kost, wie zum Beispiel Schnecken, Maden oder Käfer. Wenn Gorillas zufällig ein wildes Ameisennest finden, brechen sie es auf und essen die Ameisen. Im Gegensatz zu Schimpansen nutzen Gorillas bei der Nahrungssuche und auch sonst keine Werkzeuge.

Gorillas sind meist friedliebend
Gorillas sind friedlicher als die meisten Affen und auch als der Mensch. Begegnen sich Gruppen, dann kommt es zwischen den Silberrücken zu Blickkontakten mit kurzem Drohen. Auch gibt es unter den Männchen kaum Streitigkeiten um die Weibchen. Der Silberrücken duldet es, wenn sich rangniedrigere Männchen mit den Weibchen paaren. Der Silberrücken hält seine Gruppe über ein merkwürdiges Imponiergehabe zusammen. Er beginnt mit einer Reihe von Schreien, stellt sich auf die Hinterbeine, wirft Blätter und Zweige in die Luft und schlägt (trommelt) dann mit den Händen mehrmals auf die Brust. Schließlich rennt er auf allen Vieren seitwärts und schlägt mit der flachen Hand auf den Boden. Die meisten Angreifer werden so wirkungsvoll eingeschüchtert.
Kämpfe zwischen Gorillas sind eher selten, kommen aber durchaus vor. In den 1990er-Jahren hat sich die Sozialstruktur der Berggorillagruppen im Volcanoes-Nationalpark, Ruanda, verändert. Die Gruppen wurden größer. Diese Veränderung hat dazu geführt, dass Wissenschaftler in den Jahren 2004, 2010 und 2013 beobachten konnten, wie mehrere männliche und weibliche Gruppen von Berggorillas gemeinsam und gewalttätig einzeln lebende Berggorillamänner angegriffen und verletzt hatten.
Das Trommeln
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Brustschlag der Gorillas, das Trommeln, zuverlässig Informationen über die Körpergröße des Trommlers liefert. Je größer der trommelnde Gorilla-Mann ist, desto tiefer klingt das Trommeln, was mit dem größeren Brustumfang großer Gorilla-Männer erklärt werden kann.
Gorillas leben in tropischen Wäldern mit dichter Vegetation. Wissenschaftler vermuten, dass der Gorilla-Brustschlag sowohl eine akustische als auch eine visuelle Komponente hat. Andere Gorillas in der Nähe eines Trommlers sehen und hören diesen, während weiter entfernte Artgenossen lediglich das Trommeln hören – das mag im Pflanzendickicht mit begrenzter Sicht durchaus vorteilhaft sein.
Fortpflanzung
Bei der Paarung sehen Gorillas einander an, ihre Gesichter sind sich zugewandt, was im Tierreich sonst eher selten der Fall ist. Gorilla-Mütter bekommen alle dreieinhalb bis viereinhalb Jahre Nachwuchs. Die Schwangerschaft dauert knapp achteinhalb Monate, Zwillinge sind eher selten. Die Geburt dauert nur wenige Minuten. Die Mutter durchtrennt die Nabelschnur und trägt das Neugeborene, das sich nicht allein festhalten kann. Weibliche Gorillas werden mit sechs bis sieben Jahren geschlechtsreif, die Männer mit neun bis zehn Jahren.
Mit der Generationszeit wird die durchschnittliche Zeitspanne zwischen zwei aufeinanderfolgenden Generationen angegeben. Die durchschnittliche Generationszeit von Berggorillas liegt bei 19,3 Jahren für beide Geschlechter. Bei Schimpansen und beim Menschen liegt die durchschnittliche Generationszeit mit 25 Jahren deutlich höher. Gorilla-Männer zeugen im Alter von 10,8 und 30,9 Jahren Nachwuchs, während Gorilla-Frauen zwischen 7,3 und 38,0 Jahren Nachwuchs gebähren. Das heißt, dass sich weibliche Gorillas über wesentlich längere Zeiträume vermehren als männliche.
Tourismus ist Gorillaschutz
In Uganda, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo ist es möglich Gorillas in freier Wildbahn zu beobachten. Die Tiere sind dort an Menschen gewöhnt. Gruppen von acht Touristen werden von einheimischen Führern bis auf wenige Meter an die Gorillas herangeführt. Ein Ausflug zu den Gorillas kostet in Ruanda pro Person bis zu 1.500 Dollar.
Das Schicksal dieser wunderbaren Menschenaffen hängt davon ab wie der Mensch seine Umwelt gestaltet. Die Einsicht, dass sich mit dem Tourismus Geld verdienen lässt, hat immerhin dazu geführt, dass die letzten noch lebenden Berggorillas im Virunga-Massiv geschützt werden. Gorillas in den anderen Regionen Afrikas werden trotzdem noch gewildert und landen als Wildfleisch im Kochtopf.

Schutz der Cross-River-Gorillas
Der Lebensraum der Cross-River-Gorillas ist beschränkt auf 12 bis 14 Standorte im Cross-River-Nationalpark im nigerianischen Bundesstaat Cross River in der bergigen Grenzregion von Kamerun und Nigeria. Es gibt nur etwa 300 wild lebende Tiere dieser extrem vom Aussterben bedrohten Unterart des Westlichen Gorillas. Straßenbau, Holzeinschlag, Landwirtschaft und die Jagd nach Buschfleisch (bushmeat) gefährden das Überleben der Cross-River-Gorillas. In der Region wird hauptsächlich Kakao angebaut.
Die Europäische Union (EU) hat im März 2020 ein Programm zum Schutz der Cross-River-Gorillas aufgesetzt. Über einen Zeitraum von vier Jahren werden zwei Millionen Euro bereitstellt, um den wirtschaftlichen Druck auf den Wald im Nationalpark zu verringern. Mit dem Geld wird eine nachhaltige Lebensweise der Menschen und Gemeinden in den Parkrandgebieten des Nationalparks gefördert und unterstützt. Die Schutzmaßnahmen zielen darauf ab, das Eindringen des Menschen in von Gorillas bevorzugte Lebensräume zu verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Kakaoproduktion nachhaltiger und die Einkommen der lokalen Bevölkerung gesteigert werden. Eigens dafür ausgebildete Ranger sollen sicherstellen, dass Naturschutz und Erhaltungsmaßnahmen direkt mit einer verbesserten wirtschaftlichen Situation der Menschen verbunden sind.


www-Tipps
- Berggorilla & Regenwald Direkthilfe e.V.
- Kongo – Schutz für den Gorillawald, eine Dokumentation von Thomas Weidenbach (2019).
- Massa – Der Silberrücken aus dem Zoo Krefeld, Gorilla Art.
Forschung
- E. Wright et al.: Chest beats as an honest signal of body size in male mountain gorillas (Gorilla beringei beringei). Scientific Reports, 2024.
- D. Caillaud et al.: Violent encounters between social units hinder the growth of a high-density mountain gorilla population. Science Advances, 2020.
- A.L. Hicks et al.: Gut microbiomes of wild great apes fluctuate seasonally in response to diet. Nature Communications, 2018.
- S. Rosenbaum et al.: Observations of severe and lethal coalitionary attacks in wild mountain gorillas. Scientific Reports, 2016.
- K.E. Langergraber et al.: Generation times in wild chimpanzees and gorillas suggest earlier divergence times in great ape and human evolution. PNAS, 2012.
Presse
- Aufrüstung im Nationalpark. DLF, 26.12.2020.
- Berggorillas könnten mehr werden, aber es fehlt etwas, Welt Online, 05.11.2020.
- Gänsehaut beim Blickkontakt mit Berggorillas, Welt Online, 24.08.2020.
- Zwei seltene Berggorillas in Uganda geboren, Stern Online, 05.08.2020.