Info-Center
Tierwelt tropischer Regenwälder
Die Riesenvogelspinne – größte Spinne der Welt
Die tropischen Tieflandregenwälder von Französisch-Guayana sind Heimat der größten Spinne der Welt, der Riesenvogelspinne Theraphosa blondi. Sie wird auch als Goliath-Vogelspinne bezeichnet, ein Name, der durchaus treffend ist.
Temperaturen um 28°C und eine Luftfeuchtigkeit von annähernd 100 Prozent bilden den idealen Lebensraum der in Höhlen im Boden lebenden Tiere. Theraphosa blondi, so der lateinischer Name der Riesenvogelspinne, hat wie alle Spinnen acht Beine. Wenn sie diese von sich streckt, kann sie einen stattlichen Durchmesser von bis zu 30 Zentimetern erreichen und 170 Gramm schwer werden.
Spinnen gehören nicht zu den Insekten sondern zu den Spinnentieren (Arachnida), von denen 110.000 Arten derzeit im „Catalogue of Life“ genannt sind. Zu den Spinnentieren gehören zum Beispiel auch Skorpione, Milben und Zecken. Es gibt 982 Arten von Vogelspinnen, die sämtlich in der Familie der „Theraphosidae“ zusammengefasst sind.
Körperbau
Der Körper einer Spinne ist in zwei Teile gegliedert. Der Vorderkörper (Prosoma oder Cephalothorax) ist relativ hart und trägt sechs Paar Gliedmaßen: ein Paar Kieferklauen (Cheliceren), ein Paar Taster (Pedipalpen) und vier Paar Laufbeine. Die Cheliceren tragen die beeindruckenden Zähne, die bei Theraphosa blondi bis zu 1,7 Zentimeter lang werden können. Über sie wird auch das Gift in das Beutetier injiziert. Die Pedipalpen sind das erste Paar Gliedmaßen hinter der Mundöffnung. Während der Paarung werden bei den männlichen Spinnen die Pedipalpen zu Kopulationsorganen umgewandelt.
Neben den sechs Gliedmaßenpaaren befinden sich auch die Augen auf dem Prosoma. Die meisten Spinnen besitzen acht Augen. Bei einigen Arten kann diese Anzahl jedoch verringert sein, oder es fehlen möglicherweise die Augen. Obwohl sie keine Ohren haben, können Spinnen Vibrationen mit Schlitzen in der Nagelhaut an ihren Laufbeinen erkennen. Sie können auch Bewegungen in der Luft mit langen, dünnen Haaren auf ihrem Körper erkennen.
Der deutlich vom Vorderkörper abgegrenzte Hinterleib (Opisthosoma) ist weich und dehnbar. Im Opisthosoma befinden sich das Atmungssystem, das Herz und der größte Teil des Kreislaufsystems, der größte Teil des Verdauungssystems, das Ausscheidungssystem, das Seidenproduktionssystem und die Fortpflanzungsorgane. Am hinteren Ende des Opisthosomas haben die meisten Spinnen ihre Spinndüsen, die zur Herstellung von Seide verwendet werden. Je nach Art kann eine Spinne bis zu acht Arten von Seidendrüsen besitzen, von denen jede eine bestimmte Art von Seide formt. Seide wird in fast allen Lebensbereichen einer Spinne eingesetzt, vom Netzbau bis zum Schutz der Eier.
Warum heißt die Vogelspinne „Vogelspinne“?
Auf einer Reise durch Surinam im Jahr 1699 hat die Künstlerin Sybille Merian eine Spinne beobachtet, die auf einem Kolibri saß. Die Szene hat sie 1705 auf einem Stich festgehalten. Der berühmte Forscher Carl von Linné hat den Stich von Sibylle Merian gesehen und dann den Begriff „Vogelspinne“ (Aranae avicularie) geprägt.
Verteidigung
Der ganze Körper von Theraphosa blondi ist mit Haaren bedeckt. Bei Gefahr streift sie die Haare ihres Hinterleibs ab und schleudert sie dem potenziellen Angreifer entgegen. Der verliert schnell die Lust an der Spinne, wenn die mit Widerhäkchen besetzten Haare seine Augen und Schleimhäute empfindlich reizen. Hat der Angreifer von den Haaren noch nicht genug, richtet sich die Spinne auf und zeigt dem Angreifer die beeindruckenden Zähne – ein imposanter Anblick. Dazu kann sie noch zischende Geräusche von sich geben.
Aus der Haut fahren
Spinnen haben kein Skelett aus Knochen. Stabilität bekommen die Achtbeiner aus der Chitinhaut (Exoskelett). Diese ist starr, und wenn die Spinne wachsen will, muss sie raus aus der alten Haut. Unter der hat sich vor der Häutung eine neue, weiche Haut gebildet, in der die Spinne wachsen kann, bevor diese aushärtet. Mit der Häutung können bei Spinnen auch verlorengegangene Beine regeneriert werden.
Ernährung
Theraphosa blondi ernährt sich vorwiegend von kleinen Wirbeltieren, wie Fröschen und Mäusen, sowie Insekten. Trotz ihres Namens ist nicht bekannt, dass sie Vögel frisst. Mit Beginn der Dämmerung begibt sich die Spinne an den Eingang ihrer Wohnhöhle, wo sie ihren Beutetieren auflauert. Ein Geflecht aus feinen Seidenfäden vor und in der Wohnhöhle verraten der Spinne die Position des potenziellen Beutetiers. Sobald dieses nahe genug herangekommen ist, stürzt sich die Spinne darauf und injiziert mit ihren beiden großen Zähnen das Gift. Die Zähne sind hohl wie eine Spritzenkanüle.
Sind Vogelspinnen giftig?
Ein Vorurteil soll an dieser Stelle ausgeräumt werden. Zwar sind alle Vogelspinnen giftig, allerdings ist ihr Biss nicht gefährlich für den Menschen, es sei denn, jemand reagiert allergisch auf das Gift. Der Biss mit den großen Zähnen ist hingegen sicherlich sehr unangenehm und schmerzhaft.
Fortpflanzung
Die Paarung ist ein sehr komplexer Vorgang, bei dem in Ausnahmefällen das Männchen dem Weibchen zum Opfer fällt. Nach der Paarung zieht sich das Weibchen in seine Wohnhöhle zurück. Dort baut es aus Spinnseide einen Kokon und legt die befruchteten Eier hinein. Nach etwa 7 bis 12 Wochen schlüpfen die Jungen und verlassen nach und nach die sichere Wohnhöhle. Die Weibchen können bis zu 20 Jahre alt werden, Männchen etwa 4 bis 5 Jahre.
Forschung
- S. Mammola et al.: Record breaking achievements by spiders and the scientists who study them. PeerJ, 2017.