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Tropische Regenwälder schützen
Recyclingpapier – freundlich für den Regenwald
Wenn jede Besucherin und jeder Besucher des Regenwald-Portals „Faszination Regenwald“ nur noch Toilettenpapier aus Altpapier (Recyclingpapier) verwenden würde, wäre den tropischen Regenwäldern schon viel geholfen.
Der Papierverbrauch in Deutschland ist seit 1950 um das Sechsfache gestiegen. Im Jahr 2018 hat jeder Deutsche im Schnitt 240 Kilogramm Papier, Pappe und Kartonagen verbraucht, der größte Teil für Verpackungen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Grünen (Drucksache 19/12732) aus dem Jahr 2019 hervor. In Deutschland wurden im Jahr 2018 etwa 22,7 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Kartonagen hergestellt, wofür 17,2 Millionen Tonnen Altpapier (Recyclingpapier) verwendet wurden, das sind 76%. Im selben Jahr wurden in Deutschland 20 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Kartonagen verbraucht. Der weltweite Papierverbrauch lag im Jahr 2017 bei 423 Millionen Tonnen.
Zeitungen werden heutzutage vollständig aus Recyclingpapier hergestellt, bei Druck- und Kopierpapier liegt der Anteil von Recyclingpapier bei nur 31%. In Deutschland werden jedes Jahr 2,5 Milliarden Rollen Toilettenpapier verbraucht, wobei lediglich 48% Recyclingpapier verwendet werden. Ein seltsamer Trend, denn gerade Toilettenpapier muss wirklich nicht aus drei- bis vierlagigem, strahlend weißem Frischfaserzellstoff bestehen. Recyclingpapier ist hygienisch, weil bei der Herstellung alle Bakterien und Keime durch Erhitzen auf 100°C abgetötet und Schadstoffe entfernt werden. Damit genügt es den Empfehlungen des Bundesgesundheitsamts für Verpackungen.
Weltweit wird jeder fünfte Baum zu Papier verarbeitet. Ganze Wälder werden gerodet für die Herstellung frischer Holzfasern aus dem Rohstoff Holz. Ein großer Teil des Holzes, das nach Deutschland für die Papierherstellung exportiert wird, kommt aus Brasilien. Es handelt sich hauptsächlich um Eukalyptus-Holz, das in Monokulturen auf Plantagen angebaut wird. Die Plantagen befinden sich häufig auf Flächen, die ursprünglich von tropischen Regenwäldern bewachsen waren. Deswegen sollte soweit wie möglich auf Papier aus frischen Holzfasern verzichtet werden. Die Verwendung von Recyclingpapier hat ausnahmslos Vorteile:
- Wälder werden geschont,
- Energie, Wasser und Chemikalien werden gespart,
- Transportwege sind meist kürzer,
- weniger Kohlendioxid wird in die Atmosphäre freigesetzt und
- weniger Abfall wird produziert.
Holz und Energie sparen mit Recyclingpapier
Das Umweltbundesamt hat folgende Berechnung aufgestellt: „Wer beim Kauf von einem Paket Papier mit 500 Blatt, das etwa 2,5 Kilogramm (kg) wiegt, zu Recyclingqualität greift, spart 5,5 kg Holz. Mit den 7,5 Kilowattstunden Energie, die man bei Kauf eines Paketes Recyclingkopierpapier zusätzlich spart, kann man 525 Tassen Kaffee kochen.“
Der Blaue Engel
Der Blaue Engel ist etwas mehr als 40 Jahre alt und damit das älteste Umweltzeichen der Welt. Der Blaue Engel wird vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt vergeben. Papierprodukte mit dem Blauen Engel auf der Verpackung entsprechen einem Kriterienkatalog, der für die Umwelt und Gesundheit wichtige Aspekte berücksichtigt, die streng geprüft werden:
- Papierfasern bestehen zu 100% aus Altpapier,
- vermindertes Abfallaufkommen,
- geringerer Ressourcenverbrauch (Holz, Energie, Wasser),
- reduzierte Abwasserbelastung,
- Verbot bestimmter Stoffe (zum Beispiel optische Aufheller oder krebserzeugende, erbgutverändernde bzw. fortpflanzungsgefährdende Farbmitteln),
- Begrenzung bestimmter Stoffe (zum Beispiel Formaldehyd).
Schulhefte aus Recyclingpapier
Zu meiner Schulzeit vor 30 Jahren waren Schulhefte verpöhnt, die nicht aus Recyclingpapier bestanden. Rund 60% aller Schulhefte waren aus Recyclingpapier. Heute ist das anders. Schulhefte aus Recyclingpapier decken nur noch rund fünf bis zehn Prozent des gesamten Bedarfs ab. Bundesweit werden jährlich etwa 200 Millionen Hefte gebraucht. Die Sorge, dass Schulhefte aus Recyclingpapier von schlechterer Qualität seien, ist unbegründet. Was die Papierqualität betrifft, müssen Schulhefte mehreren Ansprüchen genügen. Sie müssen die richtige Tintenfestigkeit aufweisen, das heißt, sowohl mit Bleistift, Tinte, Kugelschreiber oder Farbstiften beschreibbar sein, eine glatte Oberfläche haben und geringe bis keine Durchscheinbarkeit besitzen.
Diese Ansprüche werden von sämtlichen Recyclingpapieren problemlos erfüllt. Teils liegen Recyclingpapiere in der Qualität sogar vor Papieren aus Frischfasern. Gerüchte, auf Recyclingpapier könne man gerade in der Grundschule nicht ordentlich mit Füller schreiben, gehören in das Reich der Märchen und sind Quatsch. Recyclingpapier ist auch nicht nur grau-gelb sondern weiß, wobei Naturstoffe das Papier weiß färben.
Der Blaue Engel auf Schulheften garantiert Papier aus 100% Recyclingpapier. Erhältlich sind Hefte mit dem Blauen Engel in größeren Kaufhäusern oder in gutsortierten Schreibwarenläden. Achten Sie beim Kauf von Schulheften konsequent auf den Blauen Engel. Für sämtliche Bereiche, in denen Papier benötigt wird (Büro, Schule, Schreiben, Hygiene), werden Produkte aus Recyclingpapier angeboten.
Papiertaschentücher
Auch Papiertaschentücher, Haushaltstücher und Servietten müssen nicht aus Frischfaserzellstoff bestehen. Die Suche nach Papiertaschentüchern aus Recyclingpapier gestaltet sich manchmal schwierig, denn einige Supermärkte führen nur Papiertaschentücher aus Frischfaserzellstoff. Bei einem Verbrauch von 45 Milliarden Papiertaschentüchern in Deutschland im Jahr würde sich der Einsatz von Recyclingpapier für die Umwelt lohnen.
Das Umweltzeichen „ÖkopaPlus“
Dieses Umweltzeichen kennzeichnet Papierprodukte aus weißem Recyclingpapier. Produkte, die dieses Umweltzeichen tragen, sind ebenfalls empfehlenswert. Das mit dem ÖkopaPlus-Umweltzeichen ausgezeichnete Papier muss die folgenden Kriterien erfüllen:
- Das Papier muss zu 100% aus Altpapier bestehen.
- Chlor oder Chlorverbindungen werden bei der Bleichung des Papiers nicht eingesetzt.
- Verzicht auf chemische Bleich- oder Lösungsmittel.
- Färbemittel müssen aus pflanzlichen Stoffen bestehen.
- Das Papier wird mit Naturstoffen wie Kaolin, Latex, Kreide oder Stärke weiß gefärbt.
Was können Verbraucher tun?
Durch die Digitalisierung wird heute schon viel Papier gespart. Trotzdem kann natürlich nicht ganz auf Papier verzichtet werden. Verbraucher können bei der Nutzung von Papier folgendem Ansatz folgen:
- weniger Papier verbrauchen, nicht jede E-Mail muss wirklich ausgedruckt werden;
- Recyclingpapier mit dem Blauen Engel oder dem ÖkopaPlus-Siegel verwenden.
www-Tipps
- Drucksache 19/12732 – Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Grünen.
- Papier – Wald und Klima schützen. Umweltbundesamt, 2012.
- Der Papieratlas der Initiative Pro Recyclingpapier.
- Label Online, ein Angebot der Verbraucher Initiative e.V.
- Siegelklarheit unterstützt beim nachhaltigen Einkauf.
Presse
- Wie Papier umweltfreundlicher werden soll, Welt Online, 28.02.2023.
- Deutschland verbraucht so viel Papier wie kein anderer Staat, Welt Online, 05.10.2019.
- Recyclingpapier im Klimatrend, TAZ Online, 20.08.2007.