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Tropische Regenwälder schützen
Kein Tropenholz – Regenwaldschutz ohne Verlust von Lebensqualität
Der Verzicht auf Tropenholz ist aktiver Regenwaldschutz. Es gibt einheimische Hölzer, die alternativ verwendet werden können. Tropenholzzertifikate wie das FSC-Siegel sind umstritten. Deswegen ist es bei zertifizierten Papier- und Holzprodukten wichtig, genau hinzusehen, was sie enthalten und woher sie kommen.
Muss die Gartenliege unbedingt aus Tropenholz sein? Oder der Parkettboden im Wohnzimmer? Sicherlich nicht. Wenn wir aber auf Tropenhölzer verzichten, betreiben wir aktiven Regenwaldschutz, ohne den geringsten Verlust an Lebensqualität. Und ein lebender Baum ist allemal wertvoller als ein totes Stück Holz in Form einer Gartenliege. Wenn es dann schon Tropenholz sein muss, dann wenigstens Tropenholz mit Zertifikat. Es gibt zahlreiche Tropenholzzertifikate, die jeweils darauf hinweisen, dass die Hölzer nicht aus illegalem Raubbau stammen, sondern aus einem ökologisch und wirtschaftlich, nachhaltig kontrollierten Gebiet.
Tropenholz ist billig
Tropenholz ist oft preiswerter als qualitativ vergleichbares einheimisches Holz, weil die Bäume im Regenwald „kostenlos“ geplündert werden. Einheimisches Holz ist teurer, weil in dessen Preis die Kosten für die Pflege der Wälder und deren Verwaltung enthalten sind. Dieser Posten fehlt bei Holz aus den tropischen Regenwäldern.
FSC – zertifizierte Forstwirtschaft
Im Jahr 1992 fand in Rio de Janeiro die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) – kurz Umweltgipfel – statt. Er gilt als Wendepunkt im Versuch tropische Regenwälder international und auf globaler Ebene zu schützen. Auf dem Umweltgipfel konnte keine Einigung über staatliche Rettungsmaßnahmen erzielt werden. Deswegen schlossen sich Umweltorganisationen, Waldbesitzer, soziale Bewegungen und die Holzindustrie zusammen. Sie richteten im Jahr 1993 ein freiwilliges System zur Verbesserung der Holzeinschlagpraktiken und zur Zertifizierung von nachhaltigem Holz ein – das war die Geburtsstunde des Forest Stewardship Council (FSC).
Der FSC legte Standards und Kriterien fest, um den Erhalt und die Wiederaufforstung von Wäldern, die Rechte der Ureinwohner sowie den wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand der Waldarbeiter und Angestellten zu sichern. Für die Holzindustrie versprach die FSC-Zertifizierung nicht nur eine Erleichterung bei der Abwicklung ihrer Geschäfte, sondern auch höhere Preise für umweltfreundlich und nachhaltig gewonnene Holzprodukte, die fortan mit dem FSC-Siegel versehen werden. Mittlerweile tragen zehntausende Produkte weltweit das FSC-Siegel, angefangen von Toilettenpapier, über Zeitschriften, Holzkohle bis hin zu Möbeln.
Der FSC führt die Zertifizierung, also die Vergabe des FSC-Zertifikats und -Siegels, von Forstbetrieben oder Holzunternehmen nicht selbst durch. Stattdessen beauftragt er dafür eine von zahlreichen privaten Zertifizierungsstellen, die zuvor vom FSC zugelassen (akkreditiert) wurden. Beauftragt und bezahlt werden die privaten Zertifizierungsstellen von den Forstbetrieben oder Holzunternehmen, die eine FSC-Zertifizierung für ihre Produkte beantragen. Die privaten Zertifizierungsstellen prüfen und kontrollieren die Einhaltung der FSC-Kriterien und -Standards in den Forstbetrieben oder Holzunternehmen. Die Prüfung umfasst die gesamte Liefer- bzw. Verarbeitungskette bis zum Endverbraucher. Ein FSC-Zertifikat ist fünf Jahre gültig und wird jährlich überprüft. Der FSC selbst finanziert sich durch Akkreditierungsgebühren, regelmäßige Mitgliedsbeiträge, Gelder gemeinnütziger Stiftungen und Regierungsbeiträge.
Kritik am FSC
Ursprünglich war der FSC dafür vorgesehen, die Entwaldung in den Tropen zu bremsen. Das hat nicht funktioniert, weil 85 Prozent der zertifizierten 4,92 Millionen Quadratkilometer Wald sich in Nordamerika und Europa befinden und eben nicht in den Tropen. Das war nicht beabsichtigt und hängt mit den hohen Kosten für die FSC-Zertifizierung zusammen. Um für die teils hohen Kosten der FSC-Zertifizierung aufzukommen, sind Forstbetriebe oder Holzunternehmen in Industrieländern finanziell oft besser aufgestellt als Unternehmen in den Tropen. Zudem gestaltet sich die Zertifizierung in Ländern mit einer funktionierenden Regulierung der Forstwirtschaft einfacher.
Ein weiteres Problem des FSC ist die Zertifizierung durch die privaten Zertifizierungsstellen, die im Wettbewerb um die Vergabe von Zertifizierungsaufträgen in Konkurrenz zueinander stehen. Hierbei haben private Zertifizierungsstellen, von denen bekannt ist, dass sie es mit der Prüfung weniger genau nehmen, eher die Möglichkeit an lukrative Zertifizierungsaufträge zu kommen als streng prüfende. Das kann dazu führen, dass die Kriterien und Standards mit der Zeit aufgeweicht werden. Der FSC soll zwar die privaten Zertifizierungsstellen überwachen und kontrollieren. Tatsächlich aber scheint der FSC hierbei nahezu machtlos, und die privaten Zertifizierungsstellen können weiterhin ungestraft Zertifikate an nicht konforme Holzunternehmen ausstellen.
Greenpeace beendet Mitgliedschaft im FSC
Am 26. März 2018 hat Greenpeace International seine Mitgliedschaft im FSC beendet. Die Organisation erklärte, dass der FSC seine Ziele, die Wälder und die Rechte der dort lebenden Menschen zu schützen, nicht erreicht habe. Greenpeace International forderte den FSC auf, die Transparenz seines Zertifizierungsprozesses zu erhöhen. Weiterhin solle der FSC sicherstellen, dass zertifizierte Unternehmen tatsächlich die Sozial- und Umweltstandards des FSC einhalten.
Ersatz für Tropenholz
Nach wie vor werden in einigen Ländern bis zu 90 Prozent des Tropenholzes illegal geschlagen – und dieses Holz trägt sicherlich kein FSC-Siegel, zumindest kein legal erworbenes. Der Verzicht auf Tropenholz ist immer noch das Mittel der Wahl, um dem Handel mit illegal geschlagenem Holz entgegenzuwirken. Zahlreiche einheimische Hölzer können als Ersatz für Tropenholz verwendet werden. Deshalb kann bedenkenlos auf tropische Hölzer verzichtet werden.
- Gartenstühle und Tische aus heimischer Robinie sind genauso wetterfest wie Gartenmöbel aus Teakholz. Als Alternative zum Tropenholz setzt sich die Robinie (Gattung Robinia) mehr und mehr durch. Wie viele Tropenhölzer besitzt das Holz der Robinie eine hohe Dichte (deutlich über der der Eiche), hohe natürliche Dauerhaftigkeit (das ist gut für die Verwendung im Garten) und sehr hohe Resistenz gegenüber holzzerstörenden Insekten und Pilzen.
- Auch der Wohnzimmerschrank aus Teak ist überflüssig. Schwarzer Nussbaum, rötlichgelbe Erle, weißer Ahorn, gemaserte Kirsche und Linde lassen Teak leicht vergessen.
- Die Fenster eines bayerischen Fachwerkhauses müssen nicht aus Meranti sein. Lärche ist ein gut zum Fensterbau geeignetes einheimisches Holz. Das schwere Eichenholz kann ebenfalls im Außenbereich verwendet werden, es ist witterungsbeständig.
- In öffentlichen Gebäuden werden oft pflegeleichte Holzfußböden verlegt. Dazu wird häufig Wenge verwendet, ein hartes und pflegeleichtes Holz aus dem tropischen Afrika, das edel aussieht. Alternativ zu Wenge kann Robinie verwendet werden, die unempfindlich gegen Reinigungsmittel und deswegen auch ideal für Fußböden geeignet ist. Der Preis von Robinienparkett ist vergleichsweise günstig.
- Im Küstenschutz und Wasserbau wurde und wird Bongossi verwendet, für Uferbefestigungen, Brücken und Stege, Schleusentore oder auch Molenbefestigungen. Der einzige Ersatz für Bongossi im Wasserbau ist die Robinie.
Was können Verbraucher tun?
Verbraucher können trotz FSC-Siegel nicht sicher sein, dass ein Holz- oder Papierprodukt tatsächlich aus einer umweltverträglichen und nachhaltig bewirtschafteten Quelle stammt. Das erschwert die ethische Kaufentscheidung für Holz- und Papierprodukte. Folgender Ansatz scheint vernünftig:
- Wählen Sie, sofern möglich, Produkte aus, die aus wiederverwendbaren oder recycelten Materialien hergestellt werden. Zum Beispiel ist Recycling-Papier mit dem Blauen Engel besser als Papier, das mit dem FSC-Siegel versehen ist.
- Entscheiden Sie sich für Produkte aus lokalen Quellen, sprich aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Wenn dies nicht möglich ist, dann für Produkte aus nahe gelegenen europäischen Ländern, in denen die Forstwirtschaft in der Regel von den Regierungen gut reguliert wird.
- Wenn keiner der beiden oben genannten Punkte möglich ist, wählen Sie Produkte, die mit der Bezeichnung „FSC 100 %“ versehen sind.
Weniger verbreitet als das FSC-Siegel, aber alternativ zu empfehlen, ist das Naturland-Siegel. Es garantiert eine streng ökologische Waldnutzung innerhalb Deutschlands und Umweltverträglichkeit bei der Holzverarbeitung.
www-Tipps
- Die offizielle Homepage des FSC.
- FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V.
- FSC Watch beobachtet FSC sehr kritisch.
- Siegelklarheit unterstützt beim nachhaltigen Einkauf.
Forschung
- C. Romero et al.: Evaluation of the impacts of Forest Stewardship Council (FSC) certification of natural forest management in the tropics: a rigorous approach to assessment of a complex conservation intervention. International Forestry Review, 2017.
- Z. Burivalova et al.: A Critical Comparison of Conventional, Certified, and Community Management of Tropical Forests for Timber in Terms of Environmental, Economic, and Social Variables. Conservation Letters, 2016.
Presse
- Waldschützer bekommen ein Glaubwürdigkeitsproblem, Spiegel Online, 07.12.2016.
- Trotz Umweltsiegel holzen Papierhersteller rücksichtslos ab, Report Mainz, 14.02.2011.