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Pflanzenwelt tropischer Regenwälder
Nutzpflanzen aus dem Regenwald
Neun von zehn Früchten, die bei uns gegessen werden, stammen ursprünglich aus tropischen Regenwäldern oder werden heute in den Tropen angebaut. Die Banane gehört zu den beliebtesten Früchten überhaupt, und die Vanille ist die einzige Orchideenart, die zur menschlichen Ernährung verwendet wird.
Tropische Regenwälder beherbergen eine Fülle von nutzbaren Nahrungsmitteln, seien es Früchte, Gemüse und Gewürze. Etwa 30.000 Pflanzenarten sind für den menschlichen Verzehr geeignet, 7.000 Arten sind im Verlauf der Geschichte als Nahrungsmittel angebaut worden. Banane, Vanille und Zim haben ihren Ursprung in tropischen Regenwäldern. Die Texte wurden freundlicherweise von Dr. Cornelia Paulsch ausgearbeitet.
Banane
Die Banane (Musa, var. sapientum) gehört zur Familie der Bananengewächse (Musaceae). Zu dieser Familie gehören auch die beliebte Zierpflanze Strelitzie, sowie der „Baum der Reisenden“ (Ravenala madagascariensis). Das Wort Banane stammt aus dem Arabischen und bedeutet Finger. Der schwedische Botaniker Carl von Linné (1707 – 1778) benannte die Pflanze nach dem römischen Arzt Antonius Musa (50 v. Chr.)
Die Banane ist eine sechs bis neun Meter hohe Staude mit sehr großen, länglichen und ungeteilten Blättern, die bis zu sechs Meter lang und einen Meter breit werden können. Im Freiland erscheinen Bananen oft ein wenig zerrupft, weil die großen Blätter einreißen, was sie vor Schäden durch zu starken Wind oder heftige Regenfälle schützt.
Die Bananenblüte gehört zu den Superlativen im Pflanzenreich. Der Blütenstand besteht aus einer bis zu einem Meter langen Achse, woran sich in Gruppen gelbliche Blüten entwickeln. Bestäuber können Fledermäuse, Flughunde, Kolibris und große Schwärmer sein. Bis eine Bananenpflanze blüht und Früchte trägt, dauert es etwa 14 bis 18 Monate. Die Früchte reifen in etwa drei Monaten. Botanisch werden Bananen den Beeren zugeordnet. Während die Wildbanane relativ kleine samenreiche Früchte hervorbringt, enthält die größere Obstbanane keine Samen, sondern nur Reste der Samenanlagen – diese sind als schwärzliche kleine Punkte in der Banane noch zu erkennen. Unreife Früchte sind reich an Stärke, mit zunehmender Reife wird die Stärke in Zucker umgewandelt und verleiht der Banane den süßlichen Geschmack.
Die Kultivierung von Bananen kann bis in prähistorische Zeit verfolgt werden, sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Ihren Ursprung hat die Banane im indomalayischen Raum. Araber brachten sie wahrscheinlich schon im ersten Jahrhundert nach Christus nach Afrika. Von dort gelangte die Banane mit den Portugiesen um 1500 auf die Kanarischen Inseln, Europa und nach Südamerika. Die Banane ist das wichtigste Welthandelsprodukt hinter Weizen, Mais und Zucker. Wichtige Exportländer sind vor allem in Süd- und Mittelamerika zu finden, zum Beispiel Costa Rica, Ecuador, Panama und Honduras.
Die Bananen werden in unreifem grünen Zustand geerntet und mit Kühlschiffen nach Europa transportiert. Im Verbraucherland angekommen, wird mit Erhöhung der Temperatur und Begasung mit Ethylen der Reifungsprozess eingeleitet. Der Verbrauch an Obstbananen ist in den letzten Jahren in Deutschland stark gestiegen. Zum Beispiel werden allein auf dem Großmarkt in Frankfurt wöchentlich 360 Tonnen umgesetzt. Der statistische jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt bei 18 Kilogramm. Es werden hauptsächlich drei Bananensorten genutzt:
- Die Obstbanane wird frisch verzehrt, sie enthält etwa 70% Wasser, reichlich Kohlenhydrate in Form von Stärke und Zucker und geringe Mengen der Vitamine A, B und C. Teilweise wird mit ihr auch Likör und Bananenmark für Süßwaren produziert.
- Die Kochbanane hat sehr hartes Fruchtfleisch, sie muss für den Verzehr gebraten, gekocht oder getrocknet werden. Im europäischen Handel spielt sie kaum eine Rolle, aber in den Erzeugerländern dient sie als Grundnahrungsmittel. Die Blätter der Banane dienen als Viehfutter, werden zum Bauen und Dachdecken verwendet, und die Blüten werden als Gemüse gekocht (Indien). In Afrika wird auch Bananenbier gebraut.
- Die Textilbanane (Musa textilis), der sogenannte Manilahanf, wird auf den Philippinen angebaut. Die Fasern der Blätter werden zum Herstellen von Papier oder Tauen genutzt. Da diese Fasern sehr resistent gegen faulen im Süß- und Salzwasser sind, waren sie früher für die Herstellung von Schiffstauen sehr wichtig.
Vanille
Die echte Vanille (Vanilla planifolia) gehört zur Familie der Orchideen (Orchidaceae). Der Name Vanille kommt aus dem Spanischen (vanilla) und leitet sich aus dem Wort vaina für Hülse oder Schote ab. Die Vanille ist eine starkwüchsige Schlingpflanze mit Kletterwurzeln und grünen fleischigen Sprossen. Als Spross wird ein Pflanzentrieb bezeichnet, der aus Sprossachse (Stängel) und Blättern besteht. Die Blätter haben keinen Stiel und sind sehr dick.
Klein, unscheinbar, grün-weiß und duftend sind die Blüten der Vanille. Sie sind nur wenige Stunden vormittags geöffnet. In dieser Zeit muss das Pollenpaket (Pollinium = Gesamtheit der Pollen) bestäubt werden. Ohne Bestäubung fällt die Blüte ab. Der natürliche Bestäuber der echten Vanille ist ein spezialisiertes, ursprünglich aus Mexiko stammendes Insekt. Die Vanille bildet 15 bis 20 Zentimeter lange Kapselfrüchte (Schoten) in deren Inneren sich Zehntausende von Samen finden. Diese sind winzig klein und werden vom Wind verbreitet.
Vanille kommt ursprünglich aus Mexiko und Zentralamerika. Heutige Hauptanbaugebiete von Vanille sind die in den Tropen gelegenen Inseln Madagaskar, die Komoren und die Insel Réunion. Im Jahr 1967 haben sich diese Länder zur „Alliance de la Vanille“ zusammengeschlossen, die heute rund 80% des Weltmarkts abdeckt. Ihr Handelsprodukt wird als Bourbon-Vanille bezeichnet, benannt nach dem früheren Namen der Insel Réunion.
Vanille war bereits den Azteken bekannt, die sie zum Würzen von Speisen und Getränken verwendeten. Im 16. Jahrhundert wurde die Vanille von den spanischen Eroberern nach Europa gebracht. Dort erlangte sie schon nach 100 Jahren eine solche Beliebtheit, dass sie für viel Geld in großen Mengen eingeführt wurde.
Vanille ist die einzige Orchideenart, die zur menschlichen Ernährung beiträgt. Das spezielle Aroma der Vanille wird neben Vanillin und Glucose noch von 35 weiteren Substanzen gebildet. Das Aroma wird erst durch einen sehr arbeitsintensiven Aufbereitungsprozess erreicht, bei dem durch Trocknen und Schwitzen eine Fermentierung erreicht wird. Die Schoten enthalten zum Schluss 1,5 bis 3% Vanillin. Vanille dient als Aromastoff für viele Süßspeisen, Backwaren, Liköre, Bonbons und Parfüm. Seit dem 16. Jahrhundert ist sie eines der wichtigsten Gewürze für die Schokoladenindustrie.
Echte Vanille ist sehr teuer und begehrt. Zum einen wird mit einer Welternte von etwa 1000 Tonnen jährlich der Bedarf bei weitem nicht gedeckt. Zum anderen sind sowohl der Fermentierungsprozess als auch die Kultivierung sehr aufwendig. Die Kultivierung von Vanille wurde erst möglich, nachdem mehr über die Vermehrung von Orchideen bekannt war. So benötigen viele Orchideen für ihr Wachstum einen bestimmten Pilz an ihren Wurzeln. Als Kletterpflanze wird Vanille meist auf Stangen oder Bäumen gezogen. Die Bestäubung wird sehr aufwendig von Hand und mit feinen Pinseln durchgeführt.
Künstliche Vanille wird aus den Bestandteilen des Nelkenöls (Eugenol) hergestellt. Sie erreicht aber nicht das ausgeprägte Aroma von echter Vanille. Echten Vanillezucker kann man durch die schwarzen Pünktchen von künstlichem Vanillinzucker unterscheiden.
Zimt
Der Zimtbaum (Cinnamomum sp.) gehört zur Familie der Lorbeergewächse (Lauraceae) und ist ein immergrüner, etwa 10 bis 12 Meter hoher Baum mit rötlicher Rinde. Immergrün bedeutet, dass er nie alle seine Blätter zur selben Zeit abwirft. Die Blätter sind oval, glänzend, im Austrieb rötlich und nach Zimtöl duftend. Sehr unscheinbar und klein sind die blassgelben Blüten, die von Insekten bestäubt werden. Im Gegensatz dazu werden die birnenförmigen, dunkelgrün bis braunrot gefärbten Früchte sehr groß.
Die Heimat des Zimtbaums liegt in Sri Lanka, wo er von der Ebene bis in eine Höhe 2.000 Metern über Null angebaut wird. Heute wird der Zimtbaum in vielen tropischen Ländern kultiviert. Zwei Arten werden wirtschaftlich genutzt: der Zeylonzimtbaum (Cinnamomum zeylanicum) und der Chinesische oder Cassia-Zimtbaum (Cinnamomum aromaticum).
Zimt gehört zu den ältesten Gewürzen der Menschheit. Er soll schon im alten China zur Zeit des mythischen Kaisers Shen-nung im 3. Jahrtausend v. Chr. bekannt gewesen sein. Zimt gehört zu den Pflanzen, die die ägyptische Pharaonin Hatschepsut durch eine große Expedition aus dem Land Punt bringen ließ. Punt ist ein untergegangenes Königreich in der südlichen Region des Roten Meers, das von den alten Ägyptern vereehrt wurde.
Ähnlich wie bei Pfeffer, Muskat und Gewürznelken, gab es im Mittelalter um den monopolartigen Besitz des Zimts heftige Auseinandersetzungen. Die arabischen Händler hatten die Herkunft des Zimtbaums lange geheimgehalten. Um 1536 eroberten die Portugiesen mit der Besetzung Zeylon das Zimtmonopol. 130 Jahre später verloren sie ihr Monopol an die Holländer. Diese wurden im Jahr 1796 von den Briten verdrängt, die das Zimtmonopol bis ins Jahr 1833 besaßen. Erst durch die Kultivierung des Zimtbaums auf Java durch die Holländer wurde das Monopol gebrochen.
Zur Zimtgewinnung werden die zarten inneren Rindenschichten genutzt. Etwa zweijährige Bäumchen werden abgeschlagen und durch einen Längs- und Rundschnitt entrindet. Die etwa ein Meter langen Rindenstücke lässt man über Nacht – eingeschlagen in Matten – fermentieren. Am Tag darauf werden die äußeren Rindenschichten abgeschabt, um an die inneren Rindenschichten (Bast) zu gelangen, die den den stärksten Zimtgehalt aufweisen. Die abgeschabte Innenrinde (Kaneel) rollt sich dabei von zwei Seiten ein. Acht bis zehn Stücke Kaneel werden zu sogenannten Quills ineinander gesteckt und erst im Schatten, dann in der Sonne getrocknet. Dabei entsteht die charakteristische rotbraune Farbe.
Alle Teile des Zimtbaumes enthalten ein ätherisches Öl, das den Duft und den typischen Geschmack ausmacht. Es besteht hauptsächlich aus Zimtaldehyd (etwa zu 1,5 bis 3% enthalten) und ist wärme- und lichtempfindlich. Zimtöl wird aus unreifen getrockneten Früchten, Blüten, Rindenstücken und aus den Blättern des Cassia-Zimtbaums destilliert.
Vornehmlich zwei Zimtarten werden wirtschaftlich genutzt, der Ceylon-Zimt (Kaneel) und der Chinesische Zimt (Zimtcassie = Cassia-Zimt). Der Ceylon-Zimt ist in Europa wegen seines feineren Aromas beliebter, während der Cassia-Zimt wegen seines höheren Gehalts an ätherischen Ölen ein stärkeres Aroma hat. Zimt wird in geschnittenen Stangen und als Zimtpulver gehandelt, er dient zum Würzen von Süßspeisen, Suppen, Heißgetränken und Backwaren. Zimt ist im Curry enthalten und neben Nelken das häufigst gebrauchte Gewürz in der Likörindustrie.
www-Tipps
- Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V.
- Die Bananen-Seite
- Cinnamaldehyde – the smell and flavour of cinnamon – University of Bristol.
- Looking for the lost Land of Punt. eLife, 2020.
Presse
- „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, taz, 18.02.2022.