Die einzigartige Vielfalt tropischer Regenwälder findet sich nicht am Urwaldboden. Nur ein Prozent des Sonnenlichts dringt bis hierher vor. Für die meisten Pflanzen ist das zu wenig. Viele Pflanzen haben deshalb ihren Wohnsitz dorthin verlagert, wo es genügend Licht gibt – hoch oben in die Baumkronen. Vom Boden aus lässt sich das Kronendach nur schwer beobachten. Es scheint, als wolle der Regenwald das Geheimnis seiner Vielfalt für sich behalten. Nur wer den beschwerlichen Weg in die Baumkronen geschafft hat, mag die Bedeutung des Kronendachs für die Vielfalt erahnen. Hier tobt das Leben, es wimmelt nur so von Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), das sind Pflanzen die auf Pflanzen wachsen. Das Wort Epiphyt ist zusammengesetzt aus epi (auf) und phyton (Pflanze). Die Trägerpflanze ist der Phorophyt.
Epiphyten tragen erheblich zur Artenvielfalt tropischer Regenwälder bei. Sie leben hauptsächlich in den Baumkronen und können dort bis zu 33 Prozent aller Pflanzenarten ausmachen. In einigen Regenwäldern können Epiphyten 50 Prozent aller Nährstoffe enthalten. Wegen der hohen Verfügbarkeit von Wasser in Form von Regen und Nebel sind Epiphyten in Bergregenwäldern in Höhen zwischen 1.000 und 1.500 Metern am weitesten verbreitet. In einigen Bergregenwäldern der Neotropis machen Epiphyten 40 Prozent der Biomasse aller Pflanzen, Bäume und Sträucher aus …